Nicht alle Moore der schottischen Highlands sind so unversehrt wie Lochan na H'Achlaise.
Wissenschaft

Klimaretter Moor?

Die aus Torf gebauten Feuchtgebiete speichern enorme Mengen Kohlenstoff. Deshalb sollen ihre Reste nun renaturiert werden. Der Erfolg ist ungewiss.

„Der dunkle, in großen Massen sich entwickelnde, übel riechende Rauch bedeckt meilenweit die Lande, die Sonne verdunkelnd, so dass sie wie eine trübe Scheibe erscheint.“ Das ist kein aktueller Bericht über Brandrodungen am Amazonas oder in Südostasien, so ging es im 17. Jahrhundert in Norddeutschland zu, als man großflächig Moore abfackelte. Die Asche düngte die kargen Böden für ein paar Jahre, es reichte für Buchweizen, eine anspruchslose Pflanze, die nichts mit Getreide zu tun hat, aber ähnlich nutzbare Früchte abwirft.

Das nährte, brachte aber lokal Klimaärger – der Qualm dämpfte die Temperaturen stark –, und ließ in der Ferne viele Nasen rümpfen, Bremer Bürger gründeten im 19. Jahrhundert den „Nordwestdeutschen Verein gegen das Moorbrennen“, durch sein Engagement wurde die Praxis um 1900 von der „Deutschen Hochmoorkultur“ abgelöst, die statt mit Feuer mit Dünger arbeitete und mit Kalk, Moorböden sind nährstoffarm und sauer, das kann zwar Leichen über Jahrtausende konservieren, lässt aber nicht viel mehr gedeihen als Moose und Gräser und Fleischfresser wie Sonnentau, die mit dem Fang von Insekten Zusatzfutter holen.

Die Abkehr vom Abfackeln bedeutet allerdings nicht das Ende des Brennens, man lagerte die Feuer aus, heizte mit Torf und betrieb – und betreibt – Kraftwerke und Fernheizwerke damit, in Finnland etwa oder in Schottland. Dort mälzt bzw. darrt man über der Glut auch Gerste, der Rauchduft – Phenole – geht dann in Whisky ein. Und noch einmal in Schottland rückte man Mitte des 20. Jahrhunderts riesigen Mooren in den Highlands zu Leibe, um sie forstwirtschaftlich zu nutzen. Das schlug fehl, die ortsfremden Bäume – Fichten und Kiefern – gediehen kümmerlich, und was von ihnen noch steht, wird seit einiger Zeit abgesägt oder gar herausgerissen, man füllt die Drainagegräben damit (Nature 578, S. 204).

Denn inzwischen hat sich herum- gesprochen, dass Moore nicht nur lokal das Klima mitbestimmen, sondern auch global: Diese Feuchtgebiete bedecken nur zwei bis drei Prozent der Erdoberfläche, in ihnen steckt aber mehr als ein Viertel alles im Boden gespeicherten Kohlenstoffs, mehr als doppelt soviel wie in den Wäldern der Erde (Zichen Yu, Biogeosciences 9, S. 4071). Das hat gedauert: Im Schnitt legen Moore einen Zentimeter im Jahr zu, sie bilden mächtige Schichten – in den Highlands zehn Meter –, die ständig durchnässt und so sauerstoffarm sind, dass kaum Biomasse abgebaut und damit kaum CO2 freigesetzt wird (was den Effekt des anderen Treibhausgases, das aus Mooren steigt, des Methan, stark überwiegt). Aber inzwischen sind über 50 Prozent der Moore zerstört, und viele verbliebene sind von Kohlenstoffsenken zu Kohlenstoffquellen geworden: Global tragen sie fünf Prozent zu den Treibhausgasemissionen bei (Scientific Reports 6:28498).

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