Testbericht

Samsung S20 Ultra: Das Smartphone als Kompaktkamera

Ein 100-facher Zoom, 108 Megapixel Auflösung – Samsung nennt beeindruckende Spezifikationen für sein Galaxy S20 Ultra 5G. Wir haben uns angeschaut, was die Handykamera in der Praxis kann.

Dünner, schlanker, leichter: Der Trend, den es lange Zeit bei Smartphones gab, ist vorbei. Schuld daran sind die Kameras – das einzige, womit Hersteller ihre Modelle mittlerweile noch aus der Masse der generell sehr guten Smartphones hervorheben können. Und dafür nimmt man eben auch in Kauf, dass die Objektive auf der Rückseite der Handys unförmig herausstehen.

Huawei hat früh auf eine gute Kamera gesetzt und als Partner sogar den legendären deutschen Kamerahersteller Leica gewonnen. Apple legte im Herbst vergangenen Jahres mit dem iPhone 11 nach, das in der Pro-Version über drei Objektive verfügt (vom Weitwinkel bis zum Tele). Und heuer kam Samsung mit dem Galaxy S20 und toppt mit der Kamera und vier Objektiven des Ultra 5G alle (drei Linsen, ein Tiefensensor).

Zumindest nach den Spezifikationen. Ein 100-faches Zoom versprechen die Koreaner, einen 108-Megapixel-Sensor und die Möglichkeit, Videos in 8k-Auflösung aufzunehmen. Das klingt ziemlich beeindruckend. Im Praxistest relativiert sich das aber.

Ultraweitwinkel
Ultraweitwinkel
Weitwinkel
Weitwinkel
4-faches-Tele
4-faches-Tele
10-faches-Tele
10-faches-Tele
30-faches-Tele
30-faches-Tele
100-faches-Tele
100-faches-Tele

Das Zoom des recht großen 6,9-Zoll-Handys (Maße: 167 x 76 x 8,8 Millimeter; Gewicht: 222 Gramm) hat eine vierfache optische Vergrößerung. Völlig ausreichend für die meisten Situationen, für die man früher einmal eine kleine Kompaktkamera benötigt hat. Die Aufnahmen sind detailreich scharf, mit intensiven Farben und gutem Kontrast.

Alles, was über die vierfache Vergrößerung hinausgeht, wird digital errechnet. Das funktioniert bis zu einer zehnfachen Vergrößerung qualitativ recht gut und ist noch akzeptable bis 30-fach (siehe Foto oben), wenn man das Bild über WhatsApp teilt oder nur am Handy betrachtet.

Eichhörnchen mit 30-fachem-Tele
Eichhörnchen mit 30-fachem-Tele

Nimmt man Fotos mit 100-facher-Vergrößerung auf, wird es schwierig. Zuerst muss man das Handy einmal ruhig halten können. Zwar zeigt das Display im rechten oberen Eck ein verkleinertes Bild mit Fadenkreuz, über das man sein Motiv eher findet als in 100-facher Ansicht. Dennoch wackelt man mit freier Hand ordentlich.

Das 100-fach vergrößerte Bild, das man erhält, ist qualitativ nicht zu verwenden. Man kann damit eigentlich nur beweisen, dass man etwas gesehen hat. Die Aufnahmen erinnern an das Bild vom  Ungeheuer von Loch Ness aus dem Jahr 1934: man sieht etwas, aber was, ist Interpretationssache.

Buntspecht mit 100-fachem-Tele
Buntspecht mit 100-fachem-Tele

Überraschend gut ist dagegen die Qualität jener Bilder, die man mit einer Auflösung von 108 Megapixeln aufgenommen hat (Bildgröße: 12.000 mal 9000 Pixel). Diese Auflösung ist nur mit dem Weitwinkelobjektiv möglich (es gibt noch ein Superweitwinkel- und eben das Teleobjektiv mit zwölf bzw. 48 Megapixel Auflösung). Die Größe der Datei:  21 Megabyte.

Aufnahme mit 108-Megapixel
Aufnahme mit 108-Megapixel
100-Prozent-Ausschnitt aus der Aufnahme oben
100-Prozent-Ausschnitt aus der Aufnahme oben

Samsung hätte sich den Marketing-Hype mit dem 100-fachen-Zoom des S20 Ultra sparen können, weil die Kamera insgesamt ausgezeichnet ist. Bei schlechten Lichtverhältnissen liefert sie sehr gut Bilder, der Dynamikumfang für diesen kleinen Sensor ist beeindruckend, vor allem, wenn man im Raw-Modus fotografiert.

Überfordert waren wir – oder vielmehr unser PC – von der Videokamera. 8k-Aufnahmen schaffte unser Rechner trotz i7-Prozessor und 32 GB Ram nicht ohne ruckeln. Egal: Wir kennen auch niemanden, der ein 8k-Fernsehgerät besitzt, auf dem wir uns die Aufnahmen ansehen hätten können.

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