Neu erschienen

Frauen können gefährlich sein

Ursula Poznanski hat mit ihrer Heldin Carolin Bauer einen vielschichtigen Charakter geschaffen.
Ursula Poznanski hat mit ihrer Heldin Carolin Bauer einen vielschichtigen Charakter geschaffen.(c) Gaby Gerster
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Die österreichische Autorin Ursula Poznanski schaffte ein kleines Kunststück: Der zweite Band ihrer Thriller-Reihe »Vanitas« schlägt den ersten um Längen.

Wo eine Regel, da eine Ausnahme. Das gilt auch für das literarische Geschäft. So startet eine neue Reihe sehr oft mit einem fulminanten ersten Band, die Leser gieren nach der Fortsetzung – und werden bitter enttäuscht. Denn der zweite Teil ist sehr oft die Schwachstelle einer Serie.

Ursula Poznanskis „Vanitas – Grau wie Asche“ ist die Ausnahme. Als die im „All Age“-Sektor erfolgreiche Autorin („Erebos“) im vergangenen Jahr den Auftakt zu einer Serie für Erwachsene vorlegte, waren die Erwartungen entsprechend hoch. Doch „Vanitas – Schwarz wie Erde“ erwies sich als etwas flau, mit gekünstelten Personen und Längen in der Handlung. Umso mehr überrascht daher der zweite Band. In „Vanitas – Grau wie Asche“ findet Poznanski sowohl Tempo als auch Stimme und legt einen von Anfang bis Ende spannenden Thriller mit überraschenden Wendungen vor.

Poznanskis Protagonistin Carolin Bauer ist nach ihrem unfreiwilligen Einsatz für das Bundeskriminalamt (BKA) in München wieder in ihre Untergrund-Existenz als Blumenhändlerin auf dem Zentralfriedhof zurückgekehrt. Offiziell gilt sie als tot, um sie vor der Rache des russischen Clans der Karpins zu schützen, in den sie von der deutschen Polizei als verdeckte Ermittlerin eingeschleust wurde. Diese Operation war allerdings nur mäßig erfolgreich, weshalb Carolin in ständiger Angst lebt aufzufliegen. „Unter dem Radar“ ist ihre bevorzugte Position im Leben.

Mordserie am Zentralfriedhof. Diese wird unhaltbar, als ausgerechnet der Zentralfriedhof Schauplatz makabrer Ereignisse wird. Gräber werden geöffnet, Leichen geschändet, die Grabsteine mit satanischen Symbolen beschmiert, es gibt einen Toten. Diese Ereignisse wecken nicht nur Carolins Neugier, sondern auch das Interesse der Polizei, allen voran von Oliver Tassani, einem Ermittler mit sehr guten Instinkten. Und die sagen ihm, dass mit der Blumenhändlerin Carolin Bauer etwas nicht stimmt. Nachdem diese sich aber nicht leisten kann, ins Visier der Polizei zu geraten, setzt sie alles dran, den Täter zu finden, um sich selbst aus der Schusslinie zu nehmen.

Dieses gefährliche Unterfangen wird durch den mysteriösen Studenten Alex erschwert, der ein überraschendes Interesse an Carolins Blumenhändler-Kollegin Eileen zeigt, die so gar nicht sein Typ zu sein scheint. Als Alex allzu ostentativ versucht, auch Carolin zu einem Selfie zu überreden, schrillen bei ihr alle Alarmglocken und sie trifft eine folgenschwere Entscheidung.

Dass die österreichische Autorin Ursula Poznanski ein Händchen für Spannung hat, beweisen die zahlreichen Preise für ihre Jugendromane. In „Vanitas – Grau wie Asche“ kommen jetzt auch Erwachsene in den Genuss dieses Talents. Poznanski lässt verschiedene Handlungsstränge parallel laufen, verwebt sie geschickt nach und nach. Der Spannungsbogen hält das ganze Buch hindurch.

Mit Carolin Bauer ist Poznanski eine vielschichtige Figur gelungen, bei der Gut und Böse durchaus fließende Übergänge bilden, Gewissen und Gewalt permanent im Wettstreit liegen. Und die eine oder andere Lektion über das Leben im Wien von heute erteilt das Buch auch: zum Beispiel, dass es keinen einfacheren Weg gibt, sich unsichtbar zu machen als durch eine Abaya, ein muslimisches Überkleid, und einen Kinderwagen. Schon ist vergessen, wie gefährlich Frauen sind.

Neu Erschienen:

Ursula Poznanski
Vanitas – Grau wie Asche

Knaur Verlag
400 Seiten
17,50 Euro

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