Humanitäre Lieferung

Polen und Tschechien konfiszieren Atemschutzmasken und Beatmungsgeräte für Italien

Die Beschlagnahmung sei nicht mit Absicht geschehen, betont Tschechiens Außenminister Tomas Petricek. Man suche bereits nach einem Weg, die Masken schnellstmöglich nach Italien zu überstellen.

Der Kampf gegen das Coronavirus scheint die Solidarität innerhalb der EU auf eine harte Probe zu stellen: Wie die italienische Tageszeitung „La Repubblica“ am Sonntag berichtete, sollen Atemschutzmasken und Beatmungsgeräte von Behörden an den Grenzen zu Polen und Tschechien konfisziert worden sein.

Zwei voneinander unabhängige Transporte seien an den jeweiligen Grenzen beschlagnahmt worden, die eigentlich für Italien bestimmt waren. Bei der ersten Lieferung aus China habe es sich um 680.000 Masken und tausende Beatmungsgeräte gehandelt. Tschechische Beamte sollen diese einbehalten haben. Auch in Polen wurde eine Lieferung mit 23.000 Masken gestoppt, die für die Region Latium bestimmt war.

Eine Bestätigung - inklusive Entschuldigung - folgte prompt aus Prag: Die Behörden seines Landes hätten mehr als 100.000 Mundschutmasken beschlagnahmt, die eigentlich für Italien bestimmt waren, sagte Außenminister Tomas Petricek. Dies sei jedoch nicht mit Absicht geschehen, betonte der Sozialdemokrat gegenüber der Agentur CTK. Man suche bereits nach einem Weg, wie die Masken schon Anfang kommender Woche ihr Bestimmungsland erreichen könnten.

Wie es zu dem Fehler kommen konnte? Die Sendung war als Hilfslieferung der Rotkreuzgesellschaft Chinas an chinesische Landsleute in Italien deklariert, meinte der Minister. Sie wurde im Zuge einer größeren Razzia gegen Preiswucher in einem Lagerhaus im nordböhmischen Lovosice sichergestellt.

Italiens Außenminister Luigi Di Maio bestätigte indes, einen Anruf vom tschechischen Außenministerium mitsamt der Versicherung erhalten zu haben, dass die Masken demnächst zugestellt würden. Zudem teilte er mit, dass weitere 200.000 Atemschutzmasken, die Italien erworben habe, in der Türkei gestoppt worden seien. Man sei dabei, auch diese Lieferprobleme zu lösen.

"Ernster und absurder Vorfall"

Drastischere Worte hatten zuvor die italienischen Gesundheitsbehörden gewählt. Es handele sich um einen „ernsten und absurden“ Vorfall. „Wir sind angesichts der Berichte aus EU-Ländern sprachlos, die von Italien erworbenes Material für das Gesundheitswesen stoppen“, kritisierte der sozialdemokratische Parlamentarier Ettore Fiano die Vorgehensweise. „Wir werden nicht zulassen, dass sozialer Egoismus zur nationalen Politik einiger EU-Mitgliedstaaten wird.“ Auch Anna Maria Bernini, Fraktionschefin der oppositionellen Forza Italia im Senat, verurteilte die Konfiszierung: „Dieses Verhalten ist ein Affront für Italien und gefährdet die nationale Gesundheit.“

Auch zwischen Deutschland und Österreich hatte es in der vergangenen Woche dazu Verstimmungen gegeben, nachdem ein Lkw mit bereits bezahltem Material an der Grenze aufgehalten worden war [premium].

(Red./APA/AFP)

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