Jetzt kann die Personalabteilung zeigen, was sie kann

Personalisten sind gefordert
Personalisten sind gefordert(c) Voithofer Valerie
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HR-Mitarbeiter müssen jetzt offen kommunizieren, sachlich und ruhig arbeiten und unterschiedlichste Sichtweisen und Perspektiven zulassen, sagt HR-Experte Michael Pichler.

Es war in den vergangenen Jahren nicht unbedingt ein einfacher Stand, den die Mitarbeiter der Personalabteilungen hatten. Sie selbst vermissten die Anerkennung durch die Unternehmensspitze, für die sie sich selber gerne noch stärker als Berater wahrgenommen gefühlt hätten. Führungskräfte sahen die Personaler hingegen oft als nicht viel mehr als Kostenfaktoren.

Personaler sind gefragt

Doch dieser Tage geht es rund in den Personalabteilungen: Covid 19 ist dabei, Welt und Wirtschaft zu  ändern und derzeit sind fast alle Unternehmen damit beschäftigt, das Chaos zu realisieren und die Rettungsanker auszumachen. Die Mitarbeiter der Personalabteilung rücken plötzlich ins Zentrum des Geschehens. „Selbst in Unternehmen, in denen das Kürzel ,HR‘ in der Vergangenheit bei allen nur fragendes/ratloses Stirnrunzel verursachte, kommt jetzt plötzlich der Firmeneigentümer oder Geschäftsführer höchst persönlich vorbei, um händeringend Rat zu suchen, wie es weitergehen soll“, sagt Michael Pichler. Er ist langjähriger HR-Manager, Trainer und Coach – mit Krisenerfahrung: 2013 erlebte er als HR-Manager der Alpine Bau den größten Konkurs Österreichs (16.000 betroffenen Mitarbeiter) und war später intensiv in der Restrukturierung der bauMax-Gruppe eingebunden.

„Viele dieser Firmenchefs sind völlig überfordert, die arbeitsrechtlichen Konsequenzen von operativ sinnvoll erscheinen Entscheidungen auszumachen“, meint er. Dazu komme der Umstand, dass sich vergangene Woche beispielsweise zum Thema Kurzarbeit laufend die Faktenlage geändert hatte. Zudem würden die Mitarbeiter der Personalabteilungen derzeit damit beschäftigt sein, besorgte Fragen der Mitarbeiter zu beantworten, wie es nun im Unternehmen weitergehe.

Es geht ums Überleben

„Es geht derzeit tatsächlich ums nackte Überleben. Manager und Mitarbeiter eint in diesen Tagen die Meinung: ,Die Personalabteilung muss doch in der Minute genau alle Lösungen schon für die Rettung des Unternehmens bereitgestellt haben‘, sagt Pichler. Es seien Tage, an denen die HR-Leute unter enormem Druck stünden. „Es sind auch die Tage, in denen Leitbilder, niedergeschriebene Werte und Glaubenssätze einem Höchstbelastungstest unterzogen werden.“

Entscheidend sei, offen zu kommunizieren, sachlich und ruhig zu arbeiten und unterschiedlichste Sichtweisen und Perspektiven zuzulassen, denn „selbst im Überlebenskampf eines Unternehmens, ist es möglich, wieder Stabilität im System herzustellen. Wir als Personalmanager und -mitarbeiter haben jetzt durch proaktives Handeln die große Chance, einen ganz wichtigen Beitrag für die Zukunft des Unternehmens zu leisten und so das ,Standing‘ im Unternehmen für die Zukunft entscheidend auszubauen.“

Helden der Arbeit

Eines zu bemerken, ist Pichler ein Anliegen: „Es wird dieser Tage in allen möglichen Medien den vielen Helden der Arbeit gedankt. Und das zu Recht!“ Doch: „Ich vermisse (noch) den Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Personalabteilungen. Sie alle leisten derzeit unglaubliches, vielfach rund um die Uhr unter der drohenden Gefahr, selbst vom Jobverlust betroffen zu sein.  Vom Abteilungsleiter, den Spezialisten bis hin zu den Lohn- und Gehaltsabrechnern:  Sie alle verdienen es, auch Helden der Arbeit genannt zu werden!“

Michael Pichler
Michael Pichler(c) Foto: Foto Wilke

Zur Person

Michael Pichler, langjähriger HR Manager, Trainer und Coach; unterschiedlichste Erfahrungen im nationalen und internationalen Unternehmen; erlebte 2013 als HR Manager der Alpine Bau den größten Konkurs Österreichs (16.000 betroffenen MA) hautnah und war in weiterer Folge entscheidend involviert in der Restrukturierung der bauMax Gruppe. Für seine Bemühungen im Kampf um Arbeitsplätze wurde er in diesem Zusammenhang als „HR person of the year“ beim HR Summit 2016 in der Hofburg ausgezeichnet. 

Michael Pichler lebt in Wien-Strebersdorf, arbeitet als Trainer/Coach und Projektmanager. Er ist mit einer Personalmanagerin verheiratet und Vater von zwei Mädchen.

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