Der italienische Immunologe Guido Silvestri hat neun Hypothesen zusammengefasst: Eine eindeutige Antwort gibt es aber nicht.
Es ist eines der ganz großen Rätsel der Coronavirus-Pandemie: Warum ist Italien so stark betroffen, warum sterben so viele Menschen dort – so viele, wie sonst nirgends auf der Welt? Virologen, Epidemiologen, Immunologen, Mediziner weltweit beschäftigt derzeit diese Frage intensivst. Darunter auch Professor Guido Silvestri, er zählt zu Italiens Vorzeige-Wissenschaftlern.
Der Immunologe und Mikrobiologe forscht und lehrt an der Emory University in Atlanta (USA) und ist Mitglied des Emory Vaccine Center.
Der renommierte Professor beschäftigt sich intensiv mit der Pandemie – und deren Auswirkungen in Italien. In einem langen Facebook-Post fasste er nun die verschiedenen (seriösen) Theorien und Hypothesen zum „Fall Italia“ zusammen. Die Erklärung könnte eine Kombination einiger dieser Faktoren sein. Dabei warnt er gleich zu Beginn vor zu hohen Erwartungen: „Meine Analyse beinhaltet mehr Fragen als Antworten. Aber genau diese Fragen stellen eine Grundlage dar, damit wir weiter gemeinsam über dieses alarmierende Phänomen diskutieren und forschen können“.
Die Ausgangslage
Zunächst zur Ausgangslage: Erstmals tritt Covid-19 offiziell am 31. Jänner in Italien auf – zwei chinesische Touristen werden in Rom positiv getestet und isoliert. Etwa ein Monat später, am 21. Februar, bricht die Epidemie in zwei Brandherden in Norditalien aus. Am 22. Februar wird der erste Todesfall vermeldet. Die Krankheit breitet sich rasant aus: Mit einer durchschnittlichen Sterblichkeitsrate von neun Prozent bei Covid-19-Erkrankten bricht Italien inzwischen einen traurigen Weltrekord.