Die Regierung hat 400 Millionen Euro für Kurzarbeit budgetiert. Tatsächlich könnten die Kosten in die Milliarden gehen, zeigt eine Berechnung der Agenda Austria. Vorige Woche verloren 115.600 Menschen ihre Jobs.
Wien. Der Ansturm auf die Corona-Kurzarbeit ist groß: In den ersten Tagen haben laut Gewerkschaft und Arbeiterkammer „Zehntausende Betriebe“ Anfragen gestellt. In 20.000 Unternehmen gebe es bereits konkrete Vorbereitungen, viele hätten Kündigungen zurückgezogen, um auf Kurzarbeit umzustellen. In der Wirtschaftskrise der Nullerjahre nutzten über 500 Betriebe die Kurzarbeit. Damals waren es vor allem größere Industrieunternehmen. Die Corona-Kurzarbeit ist für Unternehmen deutlich attraktiver und sei deshalb für alle Betriebe geeignet – „vom kleinen Friseur bis zum großen Industriebetrieb“, findet Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl.
Gut möglich also, dass das Budget für das Kriseninstrument bald aufgebraucht ist. Die Regierung hat zunächst 400 Millionen Euro dafür eingeplant. Ökonomen der Agenda Austria haben berechnet, wie viel die Kurzarbeit tatsächlich kosten könnte. Sie haben verschiedene Szenarien durchgerechnet. Ein Beispiel: Wenn zehn Prozent der österreichischen Arbeitnehmer in Kurzarbeit gingen und ihre Arbeitszeit um 70 Prozent reduzierten, würde das den Staat 109 Millionen Euro kosten – in der Woche. Reduzierte ein Viertel der Arbeitnehmer die Arbeitszeit um 90 Prozent, dann wären die 400 Millionen Euro binnen einer Woche aufgebraucht. Im Extremfall – drei Viertel der Arbeitnehmer reduzieren ihre Arbeitszeit um 90 Prozent – kostet die Kurzarbeit 1,2 Milliarden Euro pro Woche.
Regierung, Sozialpartner und Arbeitsmarktservice appellieren an die Betriebe, Kurzarbeit in Anspruch zu nehmen. Trotzdem trennen sich Firmen reihenweise von Beschäftigten: Beim Arbeitsmarktservice meldeten sich vorige Woche 115.600 Menschen arbeitslos. Davon kommen laut AMS-Chef Johannes Kopf 41.000 aus Gastronomie und Beherbergung, 14.000 aus der Baubranche und 11.000 aus dem Bereich sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen – das sind vor allem Leiharbeiter. Ende Februar gab es inklusive Schulungsteilnehmer fast 400.000 Arbeitslose. (hie)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2020)