Der deutsche Gesundheitsminister wollte Kontakte von Infizierten via Handy orten. Das ging Datenschützern zu weit. Aber an einer Corona-App wird gearbeitet. Auch Russland setzt auf neue Technologien.
Berlin/Moskau. Jens Spahn hatte einen Plan. Und natürlich stand dabei Südkorea Pate. Der Gesundheitsminister (CDU) wollte den Kampf gegen das Coronavirus mit den Smartphones der Deutschen führen, also personenbezogene Daten sammeln, um Kontaktpersonen von Infizierten zu orten. Der Plan ist gescheitert. Vorerst jedenfalls. Spahn strich den Passus mit dem Handy-Tracking aus einem Entwurf zu einem neuen Infektionsschutzgesetz.
Denn das Vorhaben hatte zuvor gewaltigen Widerstand ausgelöst. In den Bundesländern. Von Datenschützern. Und in der eigenen Regierung. Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) machte kein Geheimnis daraus, dass sie die Pläne des Ministers für überstürzt und unausgegoren hält: „Wir hätten dazu noch viel intensiver miteinander diskutieren müssen, man hätte über eine zeitliche Befristung reden müssen“ und darüber, wer dieses Handy-Tracking kontrolliert. Lambrecht schließt das Erheben personenbezogener Daten aber für die Zukunft nicht kategorisch aus. Deutschlands oberster Datenschutzbeauftragter, Ulrich Kelber, hegt zudem Zweifel an der technischen Sinnhaftigkeit: Die Standortdaten der Mobilfunkanbieter seien „viel zu ungenau“, um Kontaktpersonen auszumachen.