Nachruf

Gabi Delgado-López ist 61-jährig gestorben

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Der Sänger des Duos DAF, sang „Tanz den Mussolini“ und „Kebabträume“.

„Tanz den Mussolini“ hieß 1981 ein Stück des Duos DAF. Gabi Delgado-López, ganz in Leder gekleidet, sang, nein: rief zu einem paramilitärischen Sequencer-Rhythmus Zeilen wie „Tanz den Adolf Hitler“ und „Und jetzt den Jesus Christus.“ Das war ein Skandal – und wäre es heute noch mehr –, auch weil DAF das völlig unkabarettistisch vortrugen, mit demselben Ernst wie andere Stücke, etwa „Kebabträume“, mit der Zeile „Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei“.

„Wir fühlten uns als Kinder der Fabrik“ erklärte Delgado-Lopez 20 Jahre später im Doku-Roman „Verschwende deine Jugend“ (benannt nach einem DAF-Stück mit der Parole „Schön und jung und stark“): „So faschomäßig. Wir waren auch beseelt von einem metafaschistischen Geist. Wir waren natürlich keine Nazis. Aber wir haben das geliebt.“

Auf herkömmliche Instrumente wurde verzichtet

Gabi Delgado-López, geboren 1958 in Córdoba, war 1977 in Düsseldorf unter den Gründern der ersten Punk-Szene Deutschlands, er sang u. a. bei den Bands Charley's Girls, Mittagspause sowie Yuri Gagarin und die Sowjetunion. Mit Robert Görl gründete er das Duo Deutsch-Amerikanische Freundschaft – bald zu DAF abgekürzt –, das auf herkömmliche Instrumente verzichtete und live – etwa bei einem legendären Konzert im Wiener Museum des 20. Jahrhunderts – nur Musikkassetten einwarf.

Nach Ende der aus dem deutschen Punk hervorgegangenen Neuen Deutschen Welle widmete sich Delgado dem Techno-House. 2003 veröffentlichten er und Görl „15 neue DAF-Lieder“, 2017 führten sie ihre alten Stücke ein letztes Mal in Wien auf: in der Grellen Forelle. Nun ist Gabi Delgado-Lopez völlig überraschend gestorben. (tk)

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