Leserstimmen

Zusammenhalt und Zukunftsangst: "Presse"-Leser über das Coronavirus

(c) Peter Kufner
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Vom Rückfall in die Kleinstaaterei, von Zweifeln an den Maßnahmen der Regierung und von der Dankbarkeit gegenüber all jenen, die das Land in dieser Zeit am Laufen halten – auch der „Presse“-Redaktion.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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Beitrag nach der Krise

Theater-, Opern-, Konzertabsagen.
Mein Beitrag nach der Krise wird sein, dass ich das Geld für die bereits bezahlten Karten nicht zurückverlange. Wenn viele Kulturbegeisterte mitmachten, könnte ein Sümmchen zusammenkommen. Meine Opern- und Theaterfreunde werde ich dazu animieren.

Christine Maier, 2491 Neufeld

Dank an unsere Bauern

Dank an alle, die unser Land in dieser Krise am Laufen halten und teilweise über ihre Grenzen hinausgehen. Ein besonderer Dank gilt unseren Bäuerinnen und Bauern, die zurzeit erstaunliche Arbeit leisten und für volle Regale in den Märkten sorgen. Lebensmitteleinkäufe tätige ich hauptsächlich beim Direktvermarkter, da mir Qualität wichtig ist. Und seit man nur mehr für dringliche Besorgungen das Haus verlassen darf, liefert er sogar bis vor die Haustür.

Markus Landwein, Scheibbs

Ein verzerrtes Bild

„Tests, Tests, Tests, . . .“ von Christian Ultsch, 21. 3.
Richtig ist die Forderung von möglichst vielen Tests, aber um die tatsächlich mit dem Coronavirus Infizierten richtig festzustellen, müsste man z. B. 500 wahllos aus der Bevölkerung herausgegriffene Personen testen und nicht nur jene, die schon Symptome aufweisen. Eine solche Gesamtaufnahme wäre dann möglichst wöchentlich zu wiederholen. Die sich daraus ergebenden Zahlen wären dann in der Folge zu den Zahlen der am Virus Schwererkrankten bzw. Toten in Bezug zu setzen. Erst dies würde den Prozentsatz schwerer Fälle exakt abbilden, alles andere ergibt ein verzerrtes Bild.

Wilfried Dessovic, 1210 Wien

Brauchen Menschen, die zeigen, wie's geht

In der Coronakrise brauchen wir Menschen, die zeigen, wie es geht – und nicht jene, die erklären, wie es nicht geht; Menschen, die Initiative im Sinne der Maßnahmen der Bundesregierung ergreifen, und weniger jene, die Sand ins Getriebe streuen; Menschen, die kleinere Fehler der Verantwortlichen in dieser Ausnahmesituation tolerieren, und nicht solche, die sich zum Höchstrichter aufspielen; Menschen, die Maßnahmen befolgen, und nicht Unbelehrbare.
Danke an die Ersteren!

Harald Müller, Bisamberg

Bin ich schon Jogger oder noch Spaziergänger?

„Ausgedehnte Freizeitaktivitäten“ sollen also „laut Verordnung nicht erlaubt sein“. Was denn jetzt: Joggen oder nicht joggen? Und bin ich mit zehn km/h schon Jogger oder noch schneller Spaziergänger? Sind „nicht ausgedehnte Spaziergänge“ erlaubt? Ich gestehe: Ich war gestern allein auf Skitour, ich sage nicht, wo, die vorwurfsvollen Blicke beim Einräumen der Ski ins Auto haben mir gereicht. Auf dem Berg habe ich mich um vieles sicherer gefühlt als beim Einkaufen im Supermarkt: Da kein Mitsportler näher als zehn Meter, dort an der Kassa ein Huster aus einem Meter Entfernung. In leichter Abwandlung der Aufforderung von Leserbriefschreiber Zluwa vom 20. 3. sollte gelten: „Hirn einschalten, an sinnvolle Regeln halten.“ Das gilt im Übrigen nicht nur für die Jungen. Nach meinen Beobachtungen sind es besonders auch Ältere, die nach wie vor lustige Zusammenkünfte im Freien veranstalten.

Dr. Rudolf Federmair, 4600 Wels

Der Anstieg der Kurve wird nur verzögert

Wir werden alle weggesperrt, die Wirtschaft auf Jahre geschädigt, massenhaft Arbeitslose generiert und Generationen belastet, damit wir als Träger eine gut definierbare Corona-Risikogruppe nicht gefährden. Nicht zu sprechen von den Traumatisierungen (der Kinder). Kranke, die nicht behandelt werden, Operationen/Eingriffe, welche nicht stattfinden. Solange man nicht an Corona stirbt, scheint der Tod bzw. eine schwere Krankheit akzeptabel. Diese Vorgehensweise ist prinzipiell sinnlos, da in der Sekunde der Freigabe von sozialen Kontakten der fehlende Schutz zu Infektionen führt. Der Anstieg der Kurve wird nur verzögert. Ohne „Herdenimmunisierung“ ist es ein Spiel ohne Ende (unter der Annahme, dass das Virus Klima-unempfindlich ist).
Gleichzeitig kann man davon ausgehen, dass die Virusverbreitung deutlich größer ist als angenommen: Man weiß, dass die chinesischen Behörden vom Virus spätestens vergangenen November wussten, es hatte seine Weltreise also längst begonnen (Sept./Okt. 2019?). Das allgemeine Wegsperren erscheint mir daher sinnlos. Die Alternative wäre, dass man die besonders Gefährdeten davon abhält, soziale Kontakte zu pflegen. Ihnen direkten, besonderen Schutz zukommen lässt. Ich nehme zur Kenntnis, dass die Kontrolle/Umsetzung schwierig ist. Meiner Meinung nach gibt es aber keine andere Option. Eine Demokratie sollte die Diskussion darüber aushalten.

Dr. Michael Herscovici, 1190 Wien

Begeisterter Abonnent

Das „Spectrum“ der Samstagsausgabe vom 21. März ist das Berührendste, Bewegendste, Tröstendste in diesen extrem fordernden Tagen und Wochen. Und Ihr, wie mir scheint, nicht mehr zu übertreffendes Bemühen um sachliche und umfassende Berichterstattung bestätigt wieder einmal meine Entscheidung, ein treuer und begeisterter Abonnent zu sein.

Peter Fried, 2054 Haugsdorf

Positiver Nebeneffekt?

Die restriktiven Maßnahmen der Regierung sollten eigentlich einen positiven Nebeneffekt haben. Die Anzahl der Zigtausend in Österreich Grippeinfizierten und der Tausenden Grippetoten müsste sich eigentlich deutlich reduzieren, insb. da die Inkubationszeit viel geringer ist als bei Corona.

DI Rudolf Lamprecht, 1080 Wien

Nach Shutdown muss es einen Neustart geben

Schön und edel, und im besten Sinn des Wortes „zivilisiert“, dass die westliche Gesellschaft, um die ältere Generation zu schützen, ihr gesamtes wirtschaftliches System auf den Kopf und damit auch infrage stellt. Gut, dass die europäische Bevölkerung gelernt hat, was eine exponentielle Funktion bedeutet und der österreichische Bundeskanzler deswegen am 15. 3. sagt: „. . . und ich sage das nicht, um Ihnen Angst zu machen, sondern ich sage das, weil das die Wahrheit ist . . .“ Welche Generation wird nach der Coronakrise geschützt werden? Auf welche exponentielle Kurve, die jetzt schon Wahrheit ist, wird nach der Coronakrise genauso radikal reagiert werden? Die heranwachsende Generation und die Kurven „Verlust der Biodiversität“, „CO2- Konzentration in der Atmosphäre“, „Erwärmung der Erdatmosphäre“ stünden zur Auswahl. Nach dem Shutdown der Wirtschaft muss es einen Neustart geben. Möge er so erfolgen, dass (jetzt schon) offensichtliche Krisen vermieden werden.

Manfred Länger, 1140 Wien

Jeden Tag im Postkasten

Wir möchten uns auf diesem Wege bei ihnen bedanken, dass die „Presse“ trotz der Coronakrise jeden Tag bei uns im Postkasten landet. Und auch für die tolle Idee, am Wochenende mehr Rätsel in der „Presse“ zu bringen. Wir lieben die Wochenendrätsel. Danke an alle Mitarbeiter.

Elisabeth u. Peter Teubl, 3013 Tullnerbach

Schützt die Schwachen

Zum immer wieder zu lesenden Stehsatz „Schützt Oma und Opa“ möchte ich festhalten, es müsste besser heißen: „Schützt die Schwachen und Kranken“, denn sterben müssen in der Regel nur Personen mit schweren Vorerkrankungen oder schlechtem Immunsystem, dazu gehören genauso Jüngere.

Hanns Forstner, 4812 Pinsdorf

Ungenützte Geldquellen

„Pensionskürzungen unumgänglich“, LB von Martin Zankl, 21. 3.
Ich weiß nicht, was Herr Zankl gegen Ruhestandsbezieher hat, die sich ihre Ansprüche oft über 40 Jahre redlich erworben haben. Wenn der Staat in der Krise bisher ungenützte Geldquellen erschließen will, würde ich dazu vorschlagen: Termingeschäfte und andere Börsenspekulationen, Glücksspielkonzerne, die ihren Vorständen und Aufsichtsräten Luxusbezüge in die Tasche stopfen können, Mindestsicherungsbezieher, die unseren Behörden bis jetzt Lügen erzählt haben, Unternehmen, die mit ausländischen Billiglöhnern viel Geld errafft haben usw.

Mag. Karl Müller, 8075 Hart

Wir erleben gerade eine De-Europäisierung

Meine Generation (Jg. 1991) hätte sich niemals vorstellen können, jemals derartige Zustände zu erleben. Abgesehen vom völligen Stillstand des öffentlichen Lebens, ganzer Bundesländer unter Quarantäne oder der Teilmobilmachung des Bundesheeres erleben wir auch den Rückfall in die Kleinstaaterei. Flüge werden eingestellt, Grenzen geschlossen, auch innereuropäische! Welche Rolle spielt die EU? Einheitliche Maßnahmen in den EU-Staaten scheinen fern. Kranken- und Pflegepersonal aus EU-Nachbarstaaten ist von den Grenzschließungen nicht ausgenommen, was unser Gesundheitssystem bedroht. Wir erleben gerade eine De-Europäisierung und eigentlich auch Deglobalisierung. Die Abhängigkeit von globalen Lieferketten wie in der Pharmaindustrie wurde durch die Coronakrise erst richtig spürbar. Einziger positiver Effekt scheint die Schonung der Natur und Tierwelt zu sein, die zaghaft beginnen, sich von den Folgen des gigantischen internationalen Flugverkehrs und des globalen Massentourismus zu erholen.

Michaela Sehorz, 2391 Kaltenleutgeben

Kärnten setzt Maßnahmen genauestens um

„Versäumnisse am Beispiel Kärntens“ von Köksal Baltaci, 24. 3.
In Kärnten erfolgen alle Maßnahmen, auch die Testungen, in enger Abstimmung mit dem zuständigen Ministerium. Alle von den Gesundheitsämtern verordneten Testungen wurden auch durchgeführt wie vorgegeben. Es ist unkorrekt, dass nur im Klinikum analysiert wird. Analysen finden neben der Ages in einem privaten Institut in Osttirol statt und im Kärntner Institut für Lebensmitteluntersuchung, Veterinärmedizin und Umwelt. Die Kapazitäten in den Landeskrankenhäusern werden massiv aufgestockt. Dzt. sind rund 310 Analysen täglich in Kärnten möglich, Ende der Woche werden es mehr als 1000 sein. Auch die Kapazitäten bei den Testungen wurden massiv aufgestockt. Das Land Kärnten setzt alle Maßnahmen, die mit dem Bund akkordiert sind, genauestens um.

Mag. Gerd A. Kurath, Leiter Kommunikation Land Kärnten und Landespressedienst

Werte entstauben

Man müsse mit Strenge alle erziehen, sodass sich die Menschen an die verordneten Maßnahmen halten, sagt der Grünenpolitiker und Bürgermeister von Innsbruck, Georg Willi. Strenge? Erziehung? Verwundert hebt man eine Augenbraue bei diesen Begriffen, die schon fast so obsolet sind wie Treue, Leistung, Pflicht, . . . Jetzt, in der Not hervorgekramt, müssen solche Werte erst entstaubt, vielen jungen Mitbürgern erklärt und bei manchem älteren ins Langzeitgedächtnis geholt werden. Vielleicht bekommen wir dann als Gesellschaft wieder ein Gefühl für die Unterscheidung zwischen dem, was wirklich einzuhalten ist, und dem, was augenzwinkernd meist eingehalten werden sollte. Jetzt, bei den Corona-Verordnungen, sollten wir das Augenzwinkern sinnvollerweise sein lassen.

Sylvia Wohlfahrter, 8046 Stattegg

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2020)

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