Aktienmärkte

Strohfeuer an Europas Börsen rasch wieder erloschen

imago images/Ralph Peters
  • Drucken

Die Leitbörsen in Europa setzten am Mittwoch zum Höhenflug an, zu Mittag lagen die wichtigsten Indizes aber erneut im Minus. Der Wiener ATX ist da keine Ausnahme.

Die europäischen Leitbörsen haben am Mittwoch ihre einheitlich satten Gewinne aus dem Frühhandel bis Mittag nicht halten können und sind teilweise sogar ins Minus gedreht. In der Früh hatte die Einigung zwischen den Parteien in den USA auf ein umfangreiches Konjunkturpaket im Kampf gegen die Coronakrise die Kurse noch angetrieben. Der Handel verlief somit weiter nervös. Der Euro-Stoxx-50 lag gegen 12.30 Uhr 0,06 Prozent im Minus und stand damit bei 2.713,44 Punkten. Am Vormittag hatte der Index zunächst noch um mehr als vier Prozent zugelegt.

Der deutsche Leitindex DAX in Frankfurt dagegen rutschte deutlich in die Verlustzone ab und notierte um 1,55 Prozent tiefer bei 9.549,90 Zählern. Er war in der Spitze um viereinhalb Prozent auf über 10.100 Zähler gestiegen. Klar im Plus hielt sich dagegen der FTSE-100 in London. Er stieg zuletzt um 1,15 Prozent auf 5.508,60 Zähler.

"Befeuert und beschleunigt werden die Kursbewegungen durch algorithmische Handelsprogramme, die kurzfristige Trends zusätzlich verstärken", erläuterte Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Dadurch resultierten weiter starke Schwankungen an den Börsen. Ein weiterer großer Abverkauf könnte noch bevorstehen.

Das in der Früh vereinbarte US-Konjunkturpaket soll laut der Nachrichtenagentur Bloomberg unterdessen ein Volumen von zwei Billionen Dollar aufweisen. Unter anderem sieht es direkte Hilfszahlungen an die US-Steuerzahler vor, eine deutliche Verbesserung der Arbeitslosenversicherung, mehr Geld für Krankenhäuser und ein umfassendes Kreditprogramm für Unternehmen.

Bei den Einzelwerten stiegen an der Frankfurter Börse die Aktien des Energiekonzerns E.ON um 6,65 Prozent und waren damit stärkster DAX-Wert. Das Unternehmen kündigte an, die Dividende jährlich um bis zu fünf Prozent erhöhen zu wollen bis einschließlich der Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2022. Das sorge am Markt für Zuversicht und zeige, dass E.ON-Aktien ein starkes Investment seien, sagte ein Händler. Auf dem gegenwärtigen Kursniveau belaufe sich die Dividendenrendite auf 5,5 Prozent.

Im Euro-Stoxx-50 setzten sich Societe Generale mit einem Plus von knapp neuneinhalb Prozent an die Indexspitze. Auch andere Finanzwerte zeigten sich fester, so legten BNP Paribas um 3,76 Prozent zu und BBVA gewannen 1,91 Prozent.

Die Aktien von Adidas gewannen 4,78 Prozent. Sie dürften von am Vorabend vorgelegten Geschäftszahlen des US-Konkurrenten Nike profitiert haben. Von den Nike-Zahlen gehe eine "starke Botschaft" für die Branche aus, kommentierte das Investmenthaus Kepler Cheuvreux. Denn nach den Schließungen von Geschäften in China solle sich im Quartal per Ende Mai der Absatz dort wieder stabilisieren. Ähnliche Trends prognostiziere Nike für Südkorea und Japan.

Auch der ATX dreht

Der heimische Leitindex ATX hatte am Vormittag noch mit deutlichen Aufschlägen von mehr als sechs Prozent tendiert, diese im Verlauf jedoch abgebaut und gab gegen 12.30 Uhr um 0,69 Prozent auf 2.020,32 Punkte nach.  In Wien standen weiterhin Neuigkeiten rund um wirtschaftliche Folgen des Coronavirus im Mittelpunkt. Der Luftfahrtzulieferer FACC will für das Rumpfgeschäftsjahr 2019 keine Dividende auszahlen. Wegen des Einbruchs im Flugverkehr und damit verbundenen starken Auftragsschwankungen soll voraussichtlich ab 6. April ein "Großteil der Belegschaft" für drei Monate in Kurzarbeit geschickt werden, hieß es in der Presseaussendung zur Jahresbilanz 2019. Die Anteilsscheine von FACC gaben zu Mittag um 1,72 Prozent nach.

Der Faserkonzern Lenzing hat unterdessen die erst am 12. März veröffentlichte Prognose für 2020 wegen der Coronavirus-Krise ausgesetzt. Das gab das Unternehmen am späten Dienstagabend bekannt. Lenzing erwartet, dass das Ergebnis für 2020 unter dem Niveau von 2019 liegen werde, hieß es in einer Mitteilung. Der Lenzing-Kurs notierte zuletzt um 4,90 Prozent tiefer bei 52,35 Euro.

Die Analysten der Raiffeisen Centrobank (RCB) haben außerdem ihr Kursziel für die Papiere des heimischen Kartonherstellers Mayr-Melnhof von 138,0 auf 132,0 Euro gesenkt. Am "Buy"-Votum hielten die Wertpapierexperten jedoch fest. Im Verlauf verbilligten sich die Mayr-Melnhof-Titel um 1,25 Prozent auf 110,60 Euro.

Am Abend wird der Immobilienkonzern CA Immo sein Jahresergebnis für 2019 präsentieren. Zuletzt zeigten sich seine Anteilsscheine mit einem Minus von 0,81 Prozent. Deutlich in der Gewinnzone halten konnten sich hingegen die Aktien von Rosenbauer (plus 12,69 Prozent), UBM (plus 7,35 Prozent) und dem Baukonzern Strabag (plus 6,85 Prozent).

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.