Lokale Lieferanten

Literatur per Lieferschein

(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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Marion Oeller von der Buchboutique setzt trotz Krise auf Kundenkontakt: mit Lieferungen vor die Türe, persönlichen E-Mails und Hilfe bei Geschenken.

Für einige bedeutet die Selbstquarantäne vor allem eines: jede Menge Zeit. Zeit, in der man etwa endlich die Leseliste in Angriff nehmen kann. Die Buchhandlungen sind zwar wegen der Coronakrise (noch) geschlossen, einige lokale Händler liefern aber weiterhin. So auch Marion Oeller, die in der Wiener Buchboutique in der Karolinengasse nun auf den Lieferbetrieb setzt.

„Durch die vielen Bestellungen wird mir gerade nicht langweilig. Ich bin ziemlich überrascht und begeistert, wie viele Leute gerade lesen und Bücher bestellen“, sagt Oeller. Mitarbeiter hat sie übrigens keine: „Ich bin eine Ein-Frau-Show.“ Im Grätzel im vierten Bezirk liefert Oeller jene Bücher, die sie im Geschäft lagernd hat, persönlich aus und legt sie den Kunden vor die Haustüre. „Ich bin gerade jeden Tag mit drei oder vier Bestellungen unterwegs.“

Kochbücher besonders gefragt

Sonst könne sie über den Großhandel die Bücher direkt an die Adressen der Kunden schicken oder selbst bei der Post aufgeben. Bezahlt wird nur mehr per Rechnung oder online. „Es hilft sehr, dass man mit den Bestellungen ständig abgelenkt ist und nicht zu viel nachdenkt.“

Trotzdem, Oeller macht die Zukunft Sorgen. „Weil mir eigentlich der Kundenkontakt das Wichtigste ist“, sagt sie. „Und das hat sich jetzt natürlich dramatisch geändert.“ Die Buchhändlerin versucht dies nun mit persönlichen E-Mails zu überbrücken, die sie nach Bestellungen verschickt: Ob alles gut angekommen und man zufrieden sei, fragt Oeller dann in dem Schreiben.

Manche Kunden rufen auch im Geschäft an – dann plaudere sie gern am Telefon. Eine Kundin habe etwa angerufen und darum gebeten, dass Oeller eine Karte zur Geburt des Kindes eines befreundeten Paares schreibt. „Ich habe dann ein paar verschiedene Karten ausgesucht und ihr Bilder geschickt“, erzählt Oeller. Den Text diktierte die Kundin per Telefon. Auch Großeltern rufen immer wieder an, die ein Geschenk für ihre Enkeln suchen.

Was die Leute nun während der Quarantäne lesen, scheint sich übrigens von den vorherigen Vorlieben der Kunden zu unterscheiden. Gerade gehen auffällig viele Bestellungen von Kinderbüchern und Kochbüchern bei Oeller ein, erzählt sie. „Das meiste ist aber noch immer Belletristik.“ Und erleben auch Gesundheitsbücher gerade einen Boom, wie man vielleicht meinen könnte? „Ich merke davon jedenfalls gar nichts“, so Oeller.

Verzögerte Lieferungen

Ein Engpass an Büchern sei derzeit nicht zu befürchten. Grundsätzlich würde die Lieferkette nach wie vor gut funktionieren. Lieferungen aus Deutschland würden nur etwa einen Tag länger dauern. Bücher aus dem englischsprachigen Raum seien da schon problematischer. Hier kann es durchaus zu Schwierigkeiten bei der Lieferung kommen. Für die Buchboutique aber ohnehin kein großes Problem: Das Geschäft ist auf österreichische Bücher spezialisiert.

Vor vier Jahren gründete Oeller die Buchboutique. „Die Krise ist jetzt natürlich eine große Herausforderung“, sagt die Betriebswirtin. Bevor sie die Buchhandlung aufsperrte, arbeitete Oeller im EDV-Bereich. „Aber es ist immer schon die Liebe zu Büchern da gewesen“, sagt sie.

Den vierten Bezirk suchte sie bewusst als Standort aus. „Den Entschluss, ein Geschäft aufzumachen, fasste ich, weil ich sah, dass es hier im Grätzel auf der Oberen Wieden keine Buchhandlungen mehr gab und ich selbst aus dem Grätzel stamme.“

Zuspruch unter Kollegen

Mit anderen Buchhandlungen in Wien vernetzt sich Oeller gerade über Facebook. „Man hilft sich gegenseitig, vor allem die Kleineren.“ Etwa, indem man Informationen aneinander weitergibt oder sich aushilft, wenn gerade ein Buch in einem Geschäft nicht lagernd ist.
Aber auch Zuspruch tauscht man aus: „Man wünscht einander einfach einmal alles Gute – auch in die weiter entfernten Bezirke.“

Auf einen Blick

Vor vier Jahren sperrte Marion Oeller die Wiener Buchboutique in Wieden auf (Karolinengasse 34, 1040 Wien). Die Buchhandlung ist auf österreichische Literatur und Bücher spezialisiert – auch abseits der Bestseller-Listen. Über den Onlineshop kann man nach wie vor bestellen, die Bücher werden entweder persönlich oder per Post geliefert (ab 25 Euro keine Liefergebühr). Kontakt: 01/5030991 und
wiener-buchboutique.buchkatalog.at

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