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Gestoppte App, verblockter Weg

Der steile Weg hinunter zum Adolfstor ist zurzeit nicht fahrbar.
Der steile Weg hinunter zum Adolfstor ist zurzeit nicht fahrbar.Benedikt Kommenda
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Dein Token: 34,48 kg CO2 eingespart.

Das war meine Dreiviertel-Erfolg-Bilanz im Probebetrieb für den Wiener Kultur-Token, an dem ich mit 999 anderen Interessierten teilnehmen durfte. Ein Viertel fehlte mir in der Test-App am Handy auf einen vollen Token. Damit hätte ich einen noch nicht näher bezeichneten Kulturgenuss bezahlen können, zur Belohnung für meinen Einsatz für die Umwelt.

Doch dann kam die Botschaft: „Die Eindämmung des Coronavirus schränkt sowohl das Mobilitätsverhalten als auch das Kulturangebot ein. Daher werden wir die Testphase des Kultur-Token aussetzen.“ Immerhin haben die Übungsleiter versprochen, die „zahlreichen Anregungen und Kommentare der letzten Tage“ in die weitere Testphase einzubeziehen. Sie erinnern sich vielleicht: Ich fand es unsinnig, dass zu Fuß zurückgelegte Wege im Büro unreflektiert gutgeschrieben werden (inwiefern wird damit CO2 eingespart?!), brav geradelte Strecken jedoch bestenfalls mit einer stundenlangen Verzögerung. Hier wäre wohl am Algorithmus zu arbeiten: Er sollte die gemessene Bewegung besser punkto Dynamik analysieren und mit Kartenmaterial abgleichen, um die Fahrten sofort als Radfahrten zu erkennen. Das kann doch nicht so schwer sein!

Mein eingeschränktes Mobilitätsverhalten hat sich dann auf eine meiner Lieblings-Mountainbike-Strecken konzentriert: rund um den Lainzer Tiergarten. Da war noch nicht klar, dass mehrstündige Fahrten dieser Art zu unterlassen sind. Passiert ist aber eh nichts, außer dass ich kurz vor dem Adolfstor überraschend absteigen musste: Gefällte Bäume liegen dort kreuz und quer über dem Weg, einer für gewöhnlich besonders feinen Abfahrt.

Die ist jetzt also auch ausgesetzt, und ich kann überlegen, ob ich das Extra-Angebot der Stadt Wien nutzen will, ihr „ab und an“ Feedback zu ihrem Onlineauftritt zu geben. Okay, liebe Stadt: Für Wiener Ohren klänge „ab und zu“ besser, und zwar immer.

E-Mails an: benedikt.kommenda@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2020)

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