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Zwei Billionen Dollar – auch die USA schnüren historisches Hilfspaket

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US-HEALTH-VIRUS-POLITICSAPA/AFP/BRENDAN SMIALOWSKI
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In fast allen westlichen Ländern gibt es bereits Hilfspakete für die Wirtschaft. Größe und Ausrichtung unterscheiden sich mitunter aber deutlich.

Wien. Nun haben auch die USA mit einem „historischen“ Hilfspaket nachgelegt. Nach fünf Verhandlungstagen haben sich Demokraten und Republikaner im Senat darauf geeinigt. Und wie bei den USA üblich, stellt das Paket zumindest in absoluten Zahlen alle anderen bisherigen Hilfspakete in den Schatten. So sollen in Summe zwei Billionen Dollar (1,85 Billionen Euro) in die US-Wirtschaft fließen, um die Folgen der Coronakrise und der damit verbundenen Auswirkungen auf die Wirtschaft abzumildern.

Konkret sollen allein 500 Milliarden Dollar in Form von Hilfszahlungen sowie Kreditgarantien an betroffene Firmen fließen. 50 Milliarden Dollar davon sind für die besonders stark betroffenen Fluggesellschaften reserviert. Weitere 350 Milliarden Dollar gibt es für Kleinunternehmen. 150 Milliarden Dollar fließen an Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen, damit Ausrüstung und Verbrauchsmaterial wie Masken oder Schutzmäntel besorgt werden können.

USA führen Helikoptergeld ein

Aber auch Privatpersonen sollen durch das Paket bedacht werden. So sollen die Zahlungen aus der Arbeitslosenversicherung um vier Monate verlängert werden und mehr Amerikanern als bisher zugutekommen. Und auch Direktzahlungen sind geplant: Alle, die im Vorjahr weniger als 75.000 Dollar verdient haben, sollen eine Einmalzahlung in Höhe von 1200 Dollar erhalten. Für jedes Kind gibt es 500 Dollar obendrauf. Damit ist das US-Paket bereits nahe am sogenannten Helikoptergeld, bei dem der Staat jedem Einwohner wahllos Geld in die Hand drückt, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Letzteres ist auch der große Unterschied im Vergleich zu jenen Hilfspaketen, die von den meisten europäischen Regierungen in den vergangenen Tagen präsentiert wurden. Lediglich in Hongkong setzte man bisher ebenfalls auf Direktzahlungen an die Bürger. In Europa geht es indes vor allem darum, die Unternehmen mit Liquidität zu unterstützen, damit sie die kommenden Wochen gut überstehen. Das ist vor allem für Branchen wie den Handel relevant, der von den Ausgangsbeschränkungen in vielen Ländern besonders stark betroffen ist.

Im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt ist das Paket der USA hingegen ungefähr auf dem Niveau Österreichs angesiedelt. Die zwei Billionen dort entsprechen ebenso wie die 38 Milliarden Euro hierzulande ziemlich genau zehn Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Deutlich spendabler ist hingegen die Regierung in Berlin. Deutschland will nämlich 750 Milliarden Euro lockermachen – ein Fünftel der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Und auch hier gibt es zum Teil eine unterschiedliche Zielrichtung. So sind 100 Milliarden Euro für mögliche Staatsbeteiligungen an deutschen Firmen reserviert. Berlin fürchtet, dass die Krise von ausländischen Konzernen genutzt werden könnte, in die Bredouille geratene deutsche Unternehmen billig zu übernehmen.

Ganz anders sieht indes die Situation in jenem Land aus, das inzwischen am heftigsten von der Coronapandemie betroffen ist: Italien. Das Land verzeichnete schon vor der Krise regelmäßig Budgetdefizite von über zwei Prozent des BIPs. Dieses wird heuer noch deutlich ausgeweitet werden. Dennoch kann Rom bisher nur 25 Milliarden Euro für die angeschlagene Wirtschaft lockermachen – lediglich 1,4 Prozent des BIPs.

Diskussion über Kosten des Lockdown

Gleichzeitig mit der Verabschiedung des Konjunkturprogramms wird in den USA auch die Diskussion über die Kosten der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus immer intensiver. Nicht nur US-Präsident Donald Trump äußerte sich zuletzt dazu. Für besondere Aufregung sorgte der Vizegouverneur von Texas, Dan Patrick, der in einem Interview sinngemäß meinte, es sei sinnvoller, im Zweifel die Älteren zu opfern als die Wirtschaft des ganzen Landes. „Willst du dein Leben riskieren im Tausch für ein Amerika, das wir alle lieben, für deine Kinder und Enkel? Wenn das der Tausch ist, dann bin ich all in“, so der 69-Jährige. Viele würden denken wie er.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2020)

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