Ein flächendeckendes Rauchverbot wäre das ideale Thema für eine Volksbefragung.
Es klingt komplizierter, als es ist: Die Gastronomen wollen kein flächendeckendes Rauchverbot, da sie – zu Recht – Umsatzeinbrüche fürchten. An die völlige Rauch-Freiheit glauben sie aber auch nicht mehr, Erfahrungen in gut besuchten, aber dennoch rauchfreien Lokalen in Italien und anderswo sowie hustende Touristen im eigenen Haus bezeugen einen internationalen Trend, dem sich auch die gallischsten Dörfer nicht mehr verschließen können. Also hoffen viele insgeheim auf ein Machtwort aus Wien oder Brüssel.
Doch in der österreichischen Regierung widmet sich der Gesundheitsminister lieber der Schreibtischpflege, seine Vorgängerin hat die gerade in Kraft getretene wirre Teils-teils-Regelung ausgehandelt, er selbst will sich der ganzen Debatte auch nicht mehr aussetzen.
Ein Blick ins schöne Bayern, wo sonst weder wildes Laisser-faire noch Unternehmer- oder gar Genussfeindlichkeit zu Hause sind, zeigt: Gerade eine solche Entscheidung kann man bei den Wählern abfragen lassen. Zu dem Thema hat fast jeder eine klare Meinung, es wäre doch schön, diese zu erfahren. Vielleicht interessanter als die Fragestellung, ob die U-Bahn immer fährt oder die Sonne für alle scheint. Die aktuelle österreichische Raucher-Lösung zeigt: Ein von Lobbyisten und Interessenvertretungen beeinflusster Kompromiss ist kompliziert und sicher nicht so gerecht wie eine Grundsatzentscheidung. Dafür hat man die direkte Demokratie.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2010)