Belgien

Junge Teilnehmer von Corona-Partys im Spital

Pub in Brüssel
Pub in Brüsselimago images/Xinhua
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Am Vorabend der belgischen Ausgangsbeschränkungen wurde in vielen Lokalen gefeiert - trotz ärztlicher Warnung. Nun kämpfen die ersten dieser jungen Menschen um ihr Leben.

Am Freitag, dem 13. März, ging es in vielen belgischen Bars, Diskotheken und Privatwohnungen rund: vor Inkrafttreten der behördlichen Ausgangseinschränkungen und Schließung aller Lokale bis zum 5. April veranstalteten viele junge Leute „Corona-“ oder „Lockdownpartys." Zahlreiche Ärzte warnten öffentlich vor diesem Leichtsinn, sie wurden jedoch ignoriert und bisweilen auch verhöhnt.

Zwei Wochen später kann man die Bilanz dieser Partys in den Intensivstationen der belgischen Krankenhäuser lesen. „Bei den Jungen, die nun in Intensivstationen liegen, sind es viele, die an Lockdownpartys teilgenommen haben“, sagte der führende belgische Virologe, Marc Van Ranst, am Donnerstagmorgen im niederländischsprachigen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender VRT. „Das ist kein Spiel. In einem Computerspiel stirbt niemand. Hier schon."

Normalisierung frühestens in einem Jahr

Van Ranst ist einer der Mediziner, die am frühesten vor der rasanten Verbreitung des Virus gewarnt und die Politik zu entsprechend konsequenten Handlungen aufgefordert hatte. Vor allem von den flämischen Nationalisten der Partei N-VA wurde er deswegen kritisiert. Nun gibt er zu bedenken, dass die Ausgangsbeschränkungen frühestens im September oder Oktober schrittweise aufgehoben werden könnten. „Aber wenn wir von einer vollkommenen Normalisierung der Lage sprechen, dann denke ich, dass wir warten müssen, bis es einen Impfstoff gibt. Das ist frühestens in einem Jahr.“ Festivals, Fußballmeisterschaft und andere öffentliche Massenveranstaltungen: so etwas dürfe es in Belgien erst 2021 wieder geben.

Gesundheitsministerin Maggie De Block erklärte ebenfalls am Donnerstag im französischsprachigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk RTBF, dass frühestens in acht bis zehn Tagen ersichtlich sein werde, ob die seit nun zwei Wochen geltenden Maßnahmen wirksam sind. Auf die Frage, ob in einem weiteren Schritt nur mehr die absolut überlebensnotwendigen Unternehmen geöffnet halten sollen, sagte sie: „Diese Frage zu stellen, bedeutet, sie bereits beantwortet zu haben."

Erstmals mehr Geheilte als Intensivpatienten

Aktuell (Stand: Donnerstagmittag) gib es in Belgien 6235 Menschen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden (die Dunkelziffer ist viel höher, denn es werden nur Menschen getestet, die mit klaren Symptomen in Krankenhäusern ankommen). 2652 von ihnen sind in Spitalsbehandlung. Von diesen wiederum sind 605 auf Intensivstationen. Seit Beginn der Maßnahmen am 13. März konnten 675 als geheilt aus den Krankenhäusern entlassen werden. 220 Menschen starben bisher am Virus. Kleine Hoffnungsschimmer: erstmals gab es an einem Tag so viele Geheilte wie neue Intensivpatienten. Eine Überforderung der belgischen Spitäler, allen voran deren Intensivstationen, ist vorerst also nicht zu erwarten.

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