Die Pandemie wurde erst denkbar durch unsere ungebremste Mobilität. Was bedeutet diese Krise für den Tourismus? Wie ändert sich unser Reiseverhalten danach? Welche Möglichkeiten ergeben sich daraus?
Anfang März 2020. Kinder begreifen es als Erste. In den Schulen wird nämlich längst für den Ernstfall geprobt, und das ohne Anleitung des Lehrpersonals. Das Fangenspiel heißt plötzlich „Corona“. Die Umbenennung pflanzt sich viral fort. Der Fänger spielt „den Virus“, die Mitschüler sorgen mit Rufen für die Untermalung: „It’s corona time! It’s corona time!“ Coronazeit bedeutet aber auch aus Erwachsenensicht das Gegenteil von Bewegungsfreiheit, die Antithese zum Reisen. Der Rückschlag für das Individuum besteht neben den eklatanten Lücken im Sozialleben darin, dass es sich nicht mehr zu jedem Zeitpunkt an jeden Ort begeben darf. Keine Mobilität, eingegrenzte Persönlichkeitsrechte, Polizeipatrouillen, die große Stunde der Grenzen hat geschlagen.
„Ich hätte mir niemals vorstellen können“, schreibt eine Freundin auf WhatsApp, die als freie Reiseführerin arbeitet, „dass mein Beruf einmal wegfällt!“ Reiseführer sei – ähnlich wie Friseur oder Zahnarzt – ein krisensicherer Job, da die Leute ja immer reisen würden. Von einem Tag auf den anderen blieben die Aufträge aus. Nach der Beschränkung des Flugverkehrs und Ausdünnung der Bahnverbindungen verbucht unser Land keine Inlandsreisen, ein singuläres Szenario im Nachkriegsösterreich. Wir alle, als Anbieter von Leistungen ebenso wie als Privatkunden, tauchen durch urlaubs- und reisefreie Wochen. Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft trägt in Österreich 15,3 Prozent (2018) zum Bruttoinlandsprodukt bei. 674.500 Vollarbeitsplätze hängen dran, jeder sechste im Land.