Randerscheinung

Wegen Corona

(c) Carolina Frank
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Soweit, dass der Nachwuchs den Hund rausbringen würde, ist es bei uns noch lang nicht. Da muss noch viel Corona die Donau entlang viral gehen.

„Wir sollten nicht zu lang telefonieren. Wegen Corona“, sagt der Älteste lachend. Er sitzt allein in seiner Wohnung und nützt den Umstand, dass ihn derzeit nichts ablenkt, um für eine Prüfung in zehn Tagen zu lernen. Ob die dann allerdings auch statt­finden wird, weiß er noch nicht. „Da haben ganz viele ihre Liebe zum Laufsport entdeckt“, erzählt er noch von einem Ausgang in der Nähe des Wiener Augartens. Ja, da wird viel gelaufen und Rad gefahren momentan. Das gehört wohl zu den positiven Auswirkungen der unseligen Situation.

Bei meiner Tiroler Verwandtschaft, die im dunkelroten Gebiet wohnt, streiten sich die drei erwachsenen Kinder nun darum, wer mit dem Hund hinausgehen darf. Sonst eher eine Verpflichtung, die exklusiv von meiner Schwester und ihrem Mann erfüllt wird. Soweit, dass der Nachwuchs den Hund rausbringen würde, ist es bei uns allerdings noch lang nicht. Da muss noch viel Corona die Donau entlang viral gehen, bis sich das ändert.

Ich telefoniere viel und sitze vor meinem Laptop und verstehe immer besser, warum der Mensch auf die Idee gekommen ist, Büros einzurichten. Der Jüngste ist erstaunlich geduldig, wenn ich ihn bitte, nicht zu stören, weil ich etwas arbeiten muss. Aber mir fällt es viel schwerer, bei der Sache zu bleiben. Der Zivildiener macht auch Home-Office, weil die Institution, in der er eingesetzt ist, auch zugesperrt hat. Die Freizeit, die er so gewonnen hat, ist ihm so aber auch nicht recht. Als ich mit dem Hund rausgehe, kommt mir ein etwa gleichaltriger Mann entgegen. In der einen Hand hat er eine Hundeleine samt Hund daran, in der anderen eine offene Bierflasche. Der Marke Corona. Ich muss lachen, denn das hätte ich gern erfunden. Alles andere, was gerade so passiert, ist leider auch echt.

(Die Presse - Schaufenster", Print-Ausgabe, 27.03.2020)

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