Spanien

Ärzte schlagen Alarm: „Ohne Waffen im Krieg“

Spaniens Armee hat in Großstädten – wie in Barcelona – Notspitäler errichtet, um sich für den Katastrophenfall zu rüsten.
Spaniens Armee hat in Großstädten – wie in Barcelona – Notspitäler errichtet, um sich für den Katastrophenfall zu rüsten.REUTERS
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Nach einem Hilferuf stellen Frauen Masken und Schutzkleidung her. Experten befürchten eine fünfmal höhere Zahl an Infizierten.

Madrid. „Wir werden ohne Waffen in den Krieg geschickt“, klagte ein Arzt in einem TV-Bericht. Es mangle an allem: an Schutzmasken, virusresistenten Kitteln, Schutzbrillen. Und es fehlt vor allem an Beatmungsgeräten für die eingelieferten schweren Fälle. Mit der Folge, dass zunehmend die Prinzipien der Katastrophenmedizin zur Anwendung kommen: „Wenn du mehrere Notfallpatienten, aber nur eine Beatmungsmaschine hast, bekommt der Kranke mit der besseren Prognose den Vorrang.“

In Spanien spitzt sich die Lage weiter zu: Am Donnerstag wurden insgesamt 56.200 Infektionsfälle gemeldet – rund 8600 mehr als am Vortag. Zentrum der Epidemie ist weiterhin Madrid, wo ein Drittel aller Erkrankungen registriert sind. Die Zahl der Toten stieg auf 4100 – ein Anstieg um 660 Todesfälle in 24 Stunden. In der traurigen Statistik rangiert Spanien hinter Italien und noch vor China.

Kein Ende der tödlichen Spirale

Wobei die Statistiken nicht durchwegs vergleichbar sind. Alles hängt von der Zählweise, der Menge der durchgeführten Tests und auch von der Informationspolitik ab. Im Falle Spaniens vermuten Experten wie der Mikrobiologe Gabriel Reina, dass die Zahl der Infizierten wenigstens vier- bis fünfmal höher ist als offiziell angegeben.

Immer mehr Infizierte und Tote, immer größerer Mangel an medizinischer Schutzkleidung und Ausrüstung: Ein Ende dieser verhängnisvollen Spirale ist nicht abzusehen. Doch die Not weckt auch eine historische Solidarität im ganzen Land, dessen Gesundheitsbehörden ziemlich unvorbereitet in diese Katastrophe geschlittert sind. Tausende Hausfrauen setzten sich an ihre Nähmaschinen und begannen, Schutzkleidung und Masken für Ärzte und das Pflegepersonal zu schneidern.

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