Liquidität

Fast alle Betriebe brauchen Geld

Werner G. Zenz, Bankhaus Spängler: „Die wenigsten Unternehmen können sich der Krise entziehen. Sie sind auf Unterstützung angewiesen.“
Werner G. Zenz, Bankhaus Spängler: „Die wenigsten Unternehmen können sich der Krise entziehen. Sie sind auf Unterstützung angewiesen.“Bankhaus Spängler
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Bankhaus-Spängler-Vorstandssprecher Werner G. Zenz über Finanzhilfen und Unterstützung der Unternehmen.

Alle Unternehmen arbeiten mit Hochdruck daran, schnell Liquidität ins Unternehmen zu bringen. Die Banken sind jetzt gefordert.

Werner G. Zenz: Bei uns treffen speziell aus dem Bereich Gastronomie und Hotellerie verstärkt Anfragen und Anträge im Zusammenhang mit Liquiditätsbegleitung ein. Denn gerade diese Branche hat oft sehr eingeschränkte Möglichkeiten, solche Krisen eine Zeit lang aus eigener Kraft zu überleben. Bei Industrieunternehmen stelle ich fest, dass viele den Betrieb vorerst aufrechterhalten und das Arbeitsmodell ihrer Mitarbeiter – wo möglich – auf Home-Office umgestellt haben. Produktionen sind oftmals weitgehend (teil-)automatisiert und können so auch in der aktuellen Krise aufrechterhalten werden. Derzeit können sich die wenigsten Unternehmen der Krise entziehen, und je nachdem, wie stark sie betroffen sind und wie die eigene wirtschaftliche Basis ist, sind sie auf Unterstützung angewiesen.

Wie verschaffe ich mir als Unternehmen Luft, um liquide zu bleiben? Im Fall der Regierungshilfen wird es wahrscheinlich einige Zeit brauchen, bis das Geld ankommt?

Es gilt die Kurzarbeit-Modelle zu prüfen; beim Finanzamt und bei der Gesundheitskasse um Stundungen, Zahlungsvereinbarungen etc. anzusuchen; sich mit Vermietern in Verbindung zu setzen, wenn das Geschäftslokal geschlossen werden musste, um Mietnachlass oder -erlass zu erwirken. Und man sollte sich mit der Hausbank in Verbindung setzen und alle Möglichkeiten der Gewährleistung der Durchfinanzierung abklären. In diesem Zusammenhang gilt es interne Einsparungspotenziale zu prüfen und der Hausbank einen möglichst fundierten Liquiditätsplan vorzulegen. Als Privatbank ohne eigene Förderabteilung waren wir in den vergangenen Tagen intensiv damit beschäftigt, unsere Kunden bei der Inanspruchnahme der öffentlichen Notfallmaßnahmenpakete (AWS, ÖHT) zu unterstützen.

Wird es Sonderkonditionen geben?

Die Überbrückungsfinanzierungen werden zu marktkonformen Konditionen vergeben werden. Von den staatlichen Garantien wird im Verwertungsfall dann lediglich ein Teil der Zinsen gedeckt sein. Bei den Tourismusbetrieben werden z.B. die Bearbeitungsgebühren der ÖHT (einmalig 1 %) sowie die Provision für die Bundeshaftung (0,8 % p.a.) vom Staat ersetzt. Darüber hinaus hat das Land Salzburg angekündigt, die Zinsen bei den ÖHT-Überbrückungskrediten zu übernehmen.

Was verdienen Banken an solchen Hilfskrediten?

Nicht mehr und nicht weniger als bei einer klassischen Betriebsmittelfinanzierung auch. Aufgrund der Bundeshaftungen ermöglicht uns die Vorkalkulation für den Kunden attraktivere marktkonforme Konditionen, anrechenbare Sicherheit, keine Unterlegungspflicht für den über die Bundeshaftung besicherten Kreditteil. Ein Verlustgeschäft würde es unter Umständen dann werden, wenn wir die Hilfskredite als Füllhorn sehen und ohne fundierte Kreditprüfung vergeben würden.

Wie schnell und unbürokratisch können Banken den Unternehmen die Überbrückungskredite zur Verfügung stellen?

Grundsätzlich sind wir alle daran interessiert, die erforderlichen Mittel so rasch und unbürokratisch wie möglich zur Verfügung zu stellen. Das wird auch seitens der Förderstellen AWS und ÖHT so in Aussicht gestellt. Nichtsdestotrotz ist natürlich jeder Antrag einem Bewilligungsprozess zu unterziehen und sind die dafür erforderlichen Unterlagen und Informationen beizubringen.

COMPLIANCE-HINWEIS:

Die Berichterstattung und der Wettbewerb „Österreichs beste Familienunternehmen“ werden von der „Presse“-Redaktion unabhängig gestaltet. Das Bankhaus Spängler, die BDO und die Österreichische Notariatskammer sind Kooperationspartner.

Redaktion: Hans Pleininger, hans.pleininger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2020)

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