Durch sehr hohe Testraten konnte Venetien Infektionen eindämmen. Trotzdem sind Nachbarregionen skeptisch.
Wien/Venedig. 18 Uhr ist ein Fixpunkt im italienischen Corona-Alltag. Da wird gesungen, auf Balkonen, am Fenster. Zugleich tritt Zivilschutzchef Angelo Borrelli vor die Kameras und verliest die neuesten Corona-Zahlen. Meist sind es Hiobsbotschaften: In keinem anderen Land sterben so viele Menschen. Doch zuletzt gab es zarte Hoffnungszeichen: Borrellis Fieber, das viele in Schrecken versetzte, hat sich nicht als Covid-19 erwiesen. Und für einige Tage waren auch die Neuinfektionen leicht gesunken. Gestern aber stiegen sie wieder. Experten hatten ohnehin vor Optimismus gewarnt: Infizierte blieben wegen des überlasteten Gesundheitssystems daheim und verzichteten auf Diagnosen.
Und so wird auch in Italien die Forderung nach flächendeckenden Tests immer lauter, um diese gefährliche Dunkelziffer zu eruieren. Zumal Venetien gezeigt hat, welche Erfolge damit erzielt werden können. Die nordöstliche Region war ebenso wie die angrenzende Lombardei Epizentrum der Epidemie. Doch in Venetien steht das Gesundheitssystem nicht vor dem Zusammenbruch, die Krankheit verläuft milder: Während in der Lombardei 68 Prozent der Erkrankten ins Spital müssen, sind es in Venetien „nur“ etwa 30 Prozent.