Kunst und Design im Hotel

Kunsträume mit Frühstück

Hotel Altstadt in Wien: Jedes Zimmer ist anders ausgestattet. Hier ein Kunstwerk von Elisa Alberti.
Hotel Altstadt in Wien: Jedes Zimmer ist anders ausgestattet. Hier ein Kunstwerk von Elisa Alberti.Constantin Witt-Dörring/hotelaltstadtvienna
  • Drucken

Hotelkonzept und Ausstattung. Immer mehr internationale Ketten entdecken die Kunst als USP. In Österreich wird die Liebe zu Kunstwerken schon lang in ausgesuchten Häusern gepflegt.

Weltweit nutzen immer mehr Hotels die Kunst als Mittel, sich vom Wettbewerb abzuheben – und scheuen dabei weder Kosten noch Mühe. Damit versuchen Fünf-Sterne-Häuser sich von gesichtslosen Kettenhäusern gleicher Sterne-Zahl zu unterscheiden und lassen sich das einiges kosten: So soll das elf Meter lange „Big Retrospective Painting“ von Andy Warhol, das die Rezeption des Dolder Grand Hotels in Zürich ziert, umgerechnet über 60 Millionen Euro gekostet haben – der Wert der gesamten Kunstsammlung mit mehr als 100 Gemälden und Skulpturen im dreistelligen Millionenbereich liegen. Für den Koon'schen Edelstahl-Popeye, der bis zum vergangenen Sommer die Lobby des Wynn in Las Vegas zierte und jetzt im Encore Boston Harbor Resort steht, wurden umgerechnet knapp 25 Millionen Euro gezahlt. Ausgesucht und zusammengestellt wird diese Kunst im Hotel international ebenfalls von bekannten Namen: So kuratierte etwa Julian Schnabel für das New Yorker Gramercy Park Hotel, für das Londoner Beaumont-Hotel gestaltete Antony Gormley eine komplette Suite als Kunstwerk.

Kunstbegeisterte Inhaber

Die Josef Hoffmann-Suite im Hotel Altstadt in Wien.
Die Josef Hoffmann-Suite im Hotel Altstadt in Wien. Constantin Witt-Dörring/hotelaltstadtvienna
Bilder in allen Bereichen wie hier in Graz in den Hotels von Helmut Marko.
Bilder in allen Bereichen wie hier in Graz in den Hotels von Helmut Marko.Helmut Marko Hotels
Glaskunst aus Venedig von der Manufaktur Barovier & Toso im Hotel Stein in Salzburg.
Glaskunst aus Venedig von der Manufaktur Barovier & Toso im Hotel Stein in Salzburg.Edmund Barr
Hotel Stein in Salzburg: Fotokunst von Luigi Caputo im Korridor.
Hotel Stein in Salzburg: Fotokunst von Luigi Caputo im Korridor.Edmund Barr

Und in Österreich? Da gab es Kunsthotels schon lang, ehe die großen internationalen Häuser begonnen hatten, Kuratoren anzustellen, Artist-in-Residence-Programme aufzulegen und Führungen durch die eigenen Galerien zu machen. Allerdings aus anderen Motiven, wie Florian Schaible, der als Gründer und Eigentümer von Flospitality Hotels in ganz Europa berät, weiß: „Wir sehen das in Österreich vor allem bei inhabergeführten Hotels, bei denen die Eigentümer sehr kunstaffin sind“, so der Berater, „so weit, dass es als Investment gesehen wird, sind wir allerdings noch nicht.“ Vor der Krise sei die Zielgruppe der Gäste, die es schätzen, sich im Urlaub mit Kunst zu umgeben, durchaus gewachsen, so Schaible, gerade in der Stadthotellerie hätten sich immer mehr Gäste bewusst dafür entschieden. „Wie es nach Corona sein wird, wird man sehen“, hält er sich mit Prognosen zurück. Allerdings haben die Häuser, die nicht nur ihren Gästen, sondern auch den Sammlungen ihrer Eigentümer als Unterkunft dienen, schon mehr als eine Krise überstanden und können sich seit vielen Jahren über ein begeistertes Stammpublikum freuen.Begonnen hat alles mit Otto E. Wiesenthal, und das schon vor fast 30 Jahren, wie seine Tochter Saskia Wiesenthal berichtet: „Mein Vater hat das Altstadt Vienna 1991 gegründet“, so die Marketing-Managerin des Hauses, „damals noch mit 24 Zimmern.“ Inzwischen finden sich in dem bekannten Wiener Kunsthotel über 400 Kunstwerke unter anderem von Andy Warhol, Niki de Saint Phalle, Markus Prachensky, Christian Ludwig Attersee und Gottfried Helnwein. Und drum herum 62 Zimmer und Suiten, die von Architekten wie Matteo Thun oder Designerinnen wie Lena Hoschek entworfen wurden. Manche sind auch einem bestimmten Thema gewidmet, wie etwa die jüngst fertig gestellte United Nations Suite, die von John Lennon, Le Corbusier und Roland Rainer inspiriert und von Architekt Roland Nemetz gestaltet wurde. Das jüngste Projekt ist derzeit allerdings durch Covid-19 nach hinten verschoben worden: „Eigentlich sollte unser neuestes Projekt mit Tobias Moretti im Juni fertig werden, jetzt wird es wahrscheinlich September“, meint Wiesenthal. Der langjährige Stammgast thematisiert darin seine beiden Lebenswelten, die Berge und die Bühne, das Ergebnis wird dann ab dem Herbst bewohnbar sein.Auch die Grazer Helmut-Marko-Hotels mussten Corona-bedingt ein neues Projekt verschieben: „Wir hatten gerade mit dem Soft Opening des Kai 36 begonnen“, berichtet Unternehmenssprecher Dietmar Reinbacher, dieses liegt nun erst einmal auf Eis. Das Kai 36 ist das vierte Haus im Unternehmen des Ex-Rennfahrers und Kunstsammlers, zu dem neben dem Schlossberg- und dem Lend-Hotel vor allem auch das Augarten-Hotel gehört, mit dem vor 20 Jahren alles begann. Gebaut von Architekt Günther Domenig und mit Designklassikern ausgestattet, beherbergt das Haus unzählige Werke zeitgenössischer, vor allem österreichischer, Kunst: „Bei uns hängen auch in den Treppenabgängen und der Tiefgarage Kunstwerke“, so Reinbacher. Was keineswegs eine geringere Wertschätzung gegenüber den Künstlern darstellt, sondern teils durchaus Respekt. Inzwischen sei die Sammlung Markos so groß, dass sie die Räume aller vier Hotels fülle – und deren Außenbereiche, wie etwa den Skulpturengarten im Augarten-Hotel.In Salzburg kommen kunstliebende Hotelgäste seit 2015 in den Genuss der Sammlung des italienischen Mäzens Rinaldo Invernizzi, deren Exponate – unter anderem von Brigitte Kowanz – in dessen Hotel Stein zu sehen sind. Zusammen mit Unikaten aus der venezianischen Glasmanufaktur Barovier & Toso, die ebenfalls im Besitz der Unternehmersfamilie ist. „Was für uns natürlich ein Glücksfall ist“, wie Direktorin Margot Weindorfer sagt, „der uns wunderschöne Objekte von althergebrachter bis zu ganz moderner Glaskunst beschert.“ Ebenfalls zu der kleinen Kette gehört – neben dem Hotel Amadeus – das Hotel Goldgasse, in dem ein anderer Ansatz verfolgt wird. „Hier geht es uns darum, Kunst nicht nur zu zeigen, sondern erlebbar zu machen“; schildert Weindorfer. Weshalb in Zusammenarbeit mit dem Festspiel-Fotografen Luigi Caputo jedes Zimmer als Hommage an eine Oper der Festspiele gestaltet ist. „Natürlich wird jedes Jahr um ein Zimmer erweitert, damit es nicht statisch ist“, so die Direktorin. 2019 war es ein Zauberflötenzimmer – und auch für 2020 ist ein neues Projekt geplant. (sma)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.