Reiseverbote

Corona lähmt US-Streitkräfte

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US-Verteidigungsminister Mark Esper hat wegen Corona ein weitgehendes Verbot grenzüberschreitender Bewegungen von Militärpersonal und dessen Verwandter für die Dauer von 60 Tagen befohlen. Im Ernstfall sei man aber einsatzbereit, heißt es.

Die Virenpandemie hemmt nun auch das größte Militär der Welt massiv: US-Verteidigungsminister Mark Esper hat angeordnet, dass weltweit alle grenzüberschreitenden Bewegungen geschlossener Truppenverbände, einzelner Soldaten, Zivilangestellter der Streitkräfte sowie Angehöriger von Militärs für 60 Tage ausgesetzt sind.

Damit entfallen unter anderem alle Manöver, die grenzüberschreitenden Verkehr mit sich bringen, aber auch Verstärkungen von Verbänden, die im Einsatz stehen, der Abzug von Einheiten aus dem Einsatz über Grenzen hinweg, und alle sonstigen grenzüberscheitenden Reisen von Personen aus dem Militärbetrieb und von Angehörigen von Militärs.

Flugzeug musste umkehren

Tatsächlich berichtet das US-Magazin „Stars and Stripes", dass kürzlich ein Charterflugzeug, das US-Soldaten und ihre Familien von Südkorea in die USA brachte, nach der Landung in Seattle (US-Staat Washington) wieder nach Korea zurückfliegen musste. Die Insassen durften nicht aussteigen.

Mit der Reisesperre wird das US-Militär sozusagen im großen Stil eingefroren: Die Halteorder hemmt laut Pentagon entsprechende Bewegungen von mehr als 90.000 Personen in den kommenden zwei Monaten - und das ist nur die Zahl jener, deren Reisen geplant und daher absehbar waren. Es gibt aber Ausnahmen: Nicht betroffen sind etwa grenzüberfliegende Einsätze von Kampfflugzeugen, Luft- und Seetransporte von Sachgütern, das Ausfliegen Verwundeter, die vor Ort nicht behandelt werden können, und der Abzug von Truppen aus Afghanistan im Rahmen des Friedensvertrags mit den Taliban. Außerdem dürfen Kommandanten über grenzüberschreitende Bewegungen im Einzelfall entscheiden, etwa, wenn es angesichts des Grundauftrags nötig ist oder es humanitäre Gründe gibt. Zudem sollen bisher geplante Bewegungen von Schiffen stattfinden, sofern dort die Quarantänemaßnahmen eingehalten werden.

AFP

Von wegen Schiffe: Erste Coronafälle in der US Navy waren vorige Woche von Bord des amphibischen Angriffsschiffs USS „Boxer" gemeldet worden, das vor San Diego (Kalifornien) ankerte. Und der große Flugzeugträger USS „Theodore Roosevelt" wurde vor Tagen angewiesen, zum US-Stützpunkt auf Guam (Nördliche Marianen, Westpazifik) zu fahren und sich dort samt seiner mehr als 5000 Mann Besatzung im Hafen in Quarantäne zu begeben, nachdem ein halbes Dutzend Seeleute positiv auf Corona getestet worden waren - wie es aus informierten Kreisen in der Navy heißt, ist die Zahl der Neuansteckungen an Bord stark zunehmend, zuletzt war von gesamt 23 Fällen die Rede.

Die Roosevelt war übrigens erst vor zwei Wochen in Vietnam gewesen, konkret vor Da Nang.

Weltweit waren zuletzt mindestens 600 US-Militärbedienstete, zivile Mitabeiter und Verwandte von Militärpersonal an Corona erkrankt. Ein älterer ziviler Verbindungsmann einer Rüstungsfirma starb an Corona. Die US-Streitkräfte im engeren Sinn umfassen rund 1,4 Millionen Mann.

Erster Fall im Pentagon

Aus dem Verteidigungsministerium nahe Washington wurde mittlerweile ein erster Fall gemeldet: Es handelt sich um einen dort arbeitenden Marineinfanteristen, er ist seit 13. März in häuslicher Quarantäne. Die politischen und militärischen Spitzen im Ministerium sind angewiesen, persönlichen Kontakt untereinander zu meiden und am besten nur elektronisch zu kommunizieren. Aus Sicherheitsgründen dürfen etwa Verteidigungsminister Esper und sein Vize David Norquist einander nicht persönlich treffen, ähnliches gilt für die Minister der Marine, Armee und Luftwaffe, den Chef des Generalstabs und die höchsten Offiziere der Teilstreitkräfte.

US-Garnisonen weltweit haben sich weitgehend isoliert. Ausgang wird nur noch nach dienstlicher oder privater Notwendigkeit und Befehl des Stützpunktkommandanten erteilt. Große Ansammlungen von Personal sind zu vermeiden, Messungen der Körpertemperatur üblich.

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