Ansturm

Migranten verließen türkisch-griechischen Grenzraum

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Die Migrationskrise an der Grenze zu Griechenland, die Präsident Erdogan vor einem Monat vorsätzlich ausgelöst hatte, dürfte vorbei sein. Die Griechen sicherten ihre Grenze effektiv. Nun wurden die letzten Migranten in der Gegend in der Türkei in Quarantäne geschickt.

Die letzten an der türkisch-griechischen Grenze verbliebenen Migranten sind einem Medienbericht zufolge abgezogen. Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete am Freitag, dass die Menschen „ihre Bitte, das Areal zu verlassen, den Migrationsbehörden der Provinz Edirne übermittelt" hätten.

Zuvor hätten türkische Beamte die Menschen vor einem Infekt mit dem Corona-Virus gewarnt, sollten sie weiter dort im Freien leben. Man habe die Leute mit Bussen in Gästehäuser für eine zweiwöchige Quarantäne geschickt worden, hieß es bei Anadolu weiter. Danach würden sie zu "angemessenen" Orten gebracht.

Wie viele Menschen auf der zuletzt abgesperrten türkischen Seite des Grenzgebiets noch lebten, blieb unklar. Schätzungen griechischer Sicherheitskräfte zufolge befanden sich nur noch wenige Hundert Migranten dort. Auch griechische Medien hatten am Freitag unter Berufung auf Polizeikreise berichtet, dass die türkische Regierung sie nach und nach zurück ins Inland bringe.

Ende der Willkommenskultur

Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Ende Februar erklärt, die Grenze zur EU sei für Flüchtlinge und Migranten offen, und damit gezielt einen Migrantenansturm auf Europa bzw. vor allem die griechische Grenze ausgelöst. Tausende Menschen wurden oft mit Bussen, die die Behörden gechartert hatten, an die Grenze verbracht, und versuchten oft unter Einsatz von Gewalt, die Sperren der Griechen zu überwinden.

Griechische Polizei und Armeeeinheiten hielten dem Ansturm stand und widerlegten damit häufig verbreitete Thesen in Europa, wonach man eine Grenze nicht wirksam sichern könne. Angesichts der konzertierten Aktion, des gewaltsamen Vorgehens vieler Migranten und der offenkundigen Probleme in Europa seit der oft so genannten „Völkerwanderung" 2015/2016 waren diesmal, anders als damals, aber auch die übrigen europäischen Regierungen und die meisten Medien nicht mehr an einer „Willkommenskultur" und „No-borders"-Ideologie interessiert.

Der Schachzug Erdogans galt unter anderem als Versuch, Druck auf die EU auszuüben, um mehr Unterstützung für die Versorgung der Millionen Syrer in der Türkei, aber auch für die türkische Syrienpolitik zu bekommen. Angesichts eskalierender Kämpfe in Nordsyrien befürchtete die türkische Führung einen weiteren Flüchtlingsandrang. Ein Abkommen von 2016 sieht eigentlich vor, dass die Türkei illegale Migration in die EU stoppt. Im Gegenzug erhält Ankara finanzielle Hilfe. Erdogan kritisierte, die EU habe ihre Versprechen nicht gehalten. EU-Politiker und andere warfen Erdogan vor, Migranten für seine politischen Ziele auszunutzen udn den Vertrag faktisch beendet zu haben.

(APA/DPA/red.)

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