Wien

Caritas: „Die Telefone laufen heiß“

CORONAVIRUS: CARITAS OeFFNET INSGESAMT DREI LEBENSMITTEL-NOTAUSGABESTELLEN
CORONAVIRUS: CARITAS OeFFNET INSGESAMT DREI LEBENSMITTEL-NOTAUSGABESTELLENAPA/GEORG HOCHMUTH
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Die Caritas eröffnet ein neues Notquartier und betreut Menschen, die bisher nie ihre Hilfe benötigten.

Wien. Es klang noch etwas kryptisch, was Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner am Freitag auf Facebook postete: Ziemlich ratlos habe er am Mittwoch bei den ÖBB angerufen. „E., wir brauchen euch und wieder einmal dringend eure Hilfe“, habe er zu einem der Vorstände gesagt. Der erhörte seine Bitte. „Gestern fand die Besichtigung eines passenden Gebäudes in Wien statt.“ Demnächst sperre man gemeinsam ein neues Notquartier für obdachlose Menschen auf.

Das Quartier wird in Wien Meidling sein, wie Schwertner auf Nachfrage der „Presse“ erklärt. Denn die Krise hat auch die Obdachlosenhilfe massiv getroffen. Aufgrund behördlicher Maßnahmen muss auch hier reagiert werden. Menschen werden in mehrere kleinere Quartiere verteilt. Bereits jetzt haben die Nachtquartiere einen 24-Stunden- und Tageszentren einen Schichtbetrieb, damit nicht zu viele Menschen zusammenkommen. Nicht nur sie muss die Caritas (und andere NGOs) dieser Tage betreuen. Durch die Corona-Krise ist die Situation in der 24-Stunden-Pflege angespannt – und viele Menschen sind ob der geschlossenen Geschäfte und abgesagten Veranstaltungen in eine schwierige wirtschaftliche Lage gerutscht. Auch Menschen, die bisher noch nicht auf die Hilfe der Caritas angewiesen waren, würden sich nun melden, erklärte Bernd Wachter, Generalsekretär der Caritas Österreicher in einem APA-Interview.

Das kann Klaus Schwertner in Wien nur bestätigen. „Wir merken, dass die Telefone in unseren Sozialberatungsstätten heiß laufen.“ Es seien Menschen, die schon vor der Krise in einer finanziell schwierigen Lage gewesen seien und die die Krise nun voll treffen würde. Alleinerzieher, kinderreiche Familien, auch Mindestpensionisten. Viele dieser Menschen hätten nun „am Ende des Monats einfach kein Geld mehr im Börsel“.

Dass die Arbeitslosenzahlen explodiert seien, mache Schwertner naturgemäß Sorgen. Er erwartet, dass sich auch noch in nächster Zeit die Zahl der Hilfesuchenden vervielfachen wird.

Lebensmittelausgabe gestartet

Auch aus diesem Grund hat die Caritas in Wien mit der Notausgabe von Lebensmitteln gestartet. Am Carla-Standort Mittersteig können jeden Mittwoch ab dem Vormittag fertig zusammengestellte Pakete für einen Solidarbeitrag von drei Euro abgeholt werden. In den Paketen sind haltbare Lebensmittel von Nudeln über Reis bis Bohnen, mit denen die Empfänger bis zu 14 Tage auskommen sollen.

Donnerstags und freitags wird die Ausgabe von Freiwilligen in den Pfarren Neufünfhaus (15. Bezirk) und Gartenstadt (Floridsdorf) gemacht. Samstags findet sie beim Roten Kreuz in der Safargasse im dritten Bezirk statt. Montags, dienstags und mittwochs gibt es ebenfalls Termine. Die Ausgabe erfolgt wie am Flughafen in einer Art Leitsystem, nur dass dabei ein Sicherheitsabstand gehalten werden müsse. Außerdem gebe es überall Desinfektionsmittel.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2020)

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