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Schriftsteller Richard Ford: Wären da nicht diese Lumpen

„Quarantäne“ beschreibt sowieso, wie wir in Maine miteinander auskommen. Richard Ford.
„Quarantäne“ beschreibt sowieso, wie wir in Maine miteinander auskommen. Richard Ford.Karen Robinson / Eyevine / picturedesk
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Kristina hat desinfizierende Wischtücher gekauft. Ich habe den Innenraum meines SUV durchgeputzt. Wir sind bei allem dabei, was jetzt angesagt ist. Aber da wir meist zu Hause sind, hier am Meer, spüren wir keine großen Veränderungen. Corona-Nachrichten aus Maine, USA.

Ich lebe am Meer, und zwar wortwörtlich: Ich lebe direkt am Wasser. Ich kann von meinem Schreibzimmer einen Stein hineinwerfen – und tue es oft. Ich kann von meinem Strand aus nackt schwimmen gehen, und keiner sieht mich. Ich könnte mitten im Winter auf den fernen Horizont zuschwimmen – der endgültige Griff nach der Einsamkeit –, und keiner würde es so schnell merken. Ich lebe an dem glücklichen Ort, der all meine irdischen Bedürfnisse erfüllt, und dazu gehört vermutlich auch mein Übergang ins nächste Leben.

In unserer Zeit der Seuche – nein, das klingt zu dramatisch: In unserer Zeit der erzwungenen Isolation kommt man sich an der Küste von Maine, wo ich lebe (Boston liegt drei Stunden südlich), relativ wenig betroffen vor. Die Geschäfte sind zu, die Restaurants, die Schulen, der YMCA. Aber „Quarantäne“, im übertragenen Sinne, beschreibt sowieso, wie wir in Maine miteinander auskommen. Wir sitzen hier ganz oben, wo es Richtung Kanada geht, sonst nirgendwohin. Alles andere liegt weiter unten. Soziale Distanz ist unsere Vorstellung von einer Gemeinschaft, die zusammenhält. Darüber hat unser Lieblingsdichter, Robert Frost, geschrieben: „Gute Zäune machen gute Nachbarn.“

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