MEIN SAMSTAG

Heimarbeit, Woche zwei

Man gewinnt durchaus die eine oder andere Erkenntnis, wenn plötzlich Arbeitsplatz, Unterricht und das übrige Leben an einem einzigen Standort stattfinden.

Ich bin zum Beispiel draufgekommen, dass ich eventuell doch nicht überdurchschnittlich Multitasking-begabt bin. So ein Tag im Home-Office umfasst unter anderem: Mails lesen. Frühstück richten. Anrufe beruflicher Natur. Anrufe privater Natur (das wiederentdeckte Hobby vieler, die Telefoniererei, ist so schön wie zeitausfüllend.). Frühstücksgeschirr in Geschirrspüler räumen. Chats mit Kollegen lesen. Nebenbei das Schulfernsehen des ORF mit einem Ohr mitverfolgen (soweit ich mitbekomme, geht es praktisch immer um Waisentiere in Afrika). Dem eh schon sehr selbstständigen Kind beim Wochenplan-Lernen über die Schulter schauen (wie das Eltern mit jüngeren und mehreren Kindern hinbekommen, ist mir ein Rätsel, großen Respekt!). Kartoffeln schälen. Mehr Mails lesen. Geschirrspüler ausräumen. Einen oder zwei Artikel verfassen.

Dass ich mit all dem eh schon ganz gut ausgelastet bin, ist meinem kleinen, neuen Helfer, dem Drucker, relativ egal. In letzter Minute vor dem Schließen der Geschäfte gekauft, erleichtert er mir das Heimarbeiten. Also an jenen Tagen, an denen er sich zum Dienst meldet. An anderen Tagen bringt er leider nicht die Motivation mit, die man sonst von neuen Mitarbeitern erwarten darf. Stattdessen überrascht er mich gern mit einem blinkenden Licht. Derzeit leuchtet die Fehlermeldung B (eine Fehlermeldung A gibt es interessanterweise nicht), über die die Bedienungsanleitung natürlich kein einziges Wort verliert. Weil er ab und zu dann doch druckt, geht langsam das Papier aus. Beim Nachbestellen schwanke ich zwischen dem „Speed Allround“-Papier (wird ihn das schneller machen?) oder der Ausführung „Performer“. Wichtig ist mir vorrangig, dass es zu keinem mühsamen Papierstau kommt. Zu diesem Klassiker hat sich mein Home-Office-Drucker bisher noch nicht durchgerungen. Hebt er sich wahrscheinlich für Home-Office-Woche drei auf. Damit mir nicht fad wird. In diesem Sinn: Bleiben Sie zu Hause. Und gesund.

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2020)

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