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Alain de Botton: „Die Dunkelheit als neues Zuhause“

„Man kann perfekte Momente haben, aber nicht ein perfektes Leben“, sagt der britisch-schweizerische Philosoph Alain de Botton.
„Man kann perfekte Momente haben, aber nicht ein perfektes Leben“, sagt der britisch-schweizerische Philosoph Alain de Botton.(c) Getty Images (Eamonn McCabe/Popperfoto)
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Wir sind in eine grausame Welt gestoßen, sagt der Philosoph Alain de Botton. Er liebt die Pessimisten wie Kierkegaard, ist aber dennoch dafür, dass wir auf der Titanic tanzen und die Band genießen.

Wir treffen uns in einem Moment, in dem die Covid-19-Krise immer weitere Kreise zieht. Fürchten wir uns zu Tode?

Alain de Botton: Wir leben sicherlich in Angst, und die Frage ist: Wie können wir uns in guter Weise beruhigen? Die Stoiker lehren uns zwei Arten des Umgangs mit einer Krise: Einerseits eine positive Betrachtungsweise und die Hoffnung, dass am Ende alles gut ausgehen wird. Andererseits die Annahme des Schlimmsten: Wir richten uns die Dunkelheit als das neue Zuhause ein. Es wird 18 Monate dauern, bis es wirksame Impfungen gibt, bis dahin haben wir eine Sterblichkeitsrate von mindestens einem Prozent, das heißt weltweit viele Millionen Tote. Das ist eine völlig neue Situation für uns alle. So haben wir die Welt vor drei Wochen nicht betrachtet. Der Mensch ist ein seltsames Geschöpf. Wir regen uns über Kleinigkeiten auf und bekämpfen uns wegen Nichtigkeiten, aber wenn man uns sagt, dass wir in zwei Wochen sterben werden, dann akzeptieren wir das.

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