Elf Jahre Presse am Sonntag

Über das Reden und Feiern in Zeiten von Corona

Wir haben uns den elften Geburtstag der „Presse am Sonntag“ nicht vermiesen lassen und unsere Kaffeehausgespräche in Telefonleitungen verlegt.

Wir feiern unsere Geburtstage ungeniert gern. Deshalb werden die Buchstabenpartys für die Jubiläumsausgaben meist Monate vorher geplant – eine Ewigkeit in der Zeitrechnung von Journalisten, aber wer gute Gäste will, muss sie rechtzeitig einladen. Das publizistische Fest zum elfjährigen Bestehen der „Presse am Sonntag“ hatten wir uns ursprünglich ziemlich koffeinhaltig vorgestellt: Wir wollten internationale Persönlichkeiten in den berühmtesten Kaffeehäusern Wiens und der Welt treffen, um mit ihnen zu politisieren, Schmäh zu führen, über Gott und die Welt zu reden. Einige dieser Rendezvous fanden noch statt, dann kam die Coronakrise, die Kaffeehäuser schlossen und die Flugzeuge hoben nicht mehr ab. Um im Gespräch zu bleiben, mussten wir die Cafés in virtuelle Räume und Telefonleitungen verlegen. Aus der Kaffeehaus-Nummer wurde eine Interview-Ausgabe – mit einer einzigen Ausnahme: Die Kolumne über den Wiener Schmäh, um die wir Harald Martenstein gebeten hatten, wollten wir Ihnen nicht vorenthalten. So weit ging unser Purismus dann doch nicht.

Die Produktionsbedingungen waren, sagen wir es so: ungewöhnlich. Unsere Redaktion ist seit zwei Wochen nahezu völlig verwaist. Wir haben wie fast alle auf Heimarbeit und Remote Control umgestellt. Umso erstaunlicher ist die Leistung von Christina Wild und Olliver Mayer, die das grafische Layout dieser Ausgabe in ihren Wohnzimmern schufen. Für die Bildauswahl zeichnet Pasha Rafiy verantwortlich, einer der letzten Spartaner, die am Corona-Thermopylenpass in der Hainburger Straße 33 ausharren. Einen Sonderorden verdienen auch Friederike Leibl-Bürger, Erich Kocina und Judith Hecht, die nicht nur leidenschaftlich Verantwortung für einzelne Bücher dieser Ausgabe übernommen, sondern auch sprühende Interviews an Land gezogen haben. Ein besonderer Dank gilt unserer Anzeigenabteilung und all den Inserenten, die uns in dieser schwierigen Zeit treu bleiben – ebenso wie Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Das Interesse an unserer Zeitung war in den vergangenen Tagen und Wochen der Coronakrise überwältigend. Möge Ihnen auch diese Sonntagsausgabe gefallen und sie vielleicht etwas zur Entspannung beitragen.

Die Presse am Sonntag“ können Sie künftig übrigens nicht mehr Selbstbedienungsaufstellern entnehmen. Wir bringen die Zeitungen zu Ihnen nach Hause, falls Sie nicht ohnehin schon zu unseren 60.000 Abonnentinnen und Abonnenten zählen. Bleiben Sie uns gewogen und genießen Sie den Sonntag.

christian.ultsch@diepresse.com

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