Kolumne zum Tag

Jetzt haben wir uns auch noch Anglizismen eingefangen

(c) APA/HERBERT P. OCZERET
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Mit dem Coronavirus kamen auch Shutdown und Lockdown plötzlich in unseren Sprachschatz.

Man lernt ja nie aus. In den vergangenen Tagen hat sich in der Bevölkerung das Wissen um die Existenz von und ein gewisses Verständnis für exponentielles Wachstum massiv erhöht. Was eine Pandemie ist, hat man im Gedächtnis auch wieder aufgefrischt – vielleicht auch ihre sprachliche Herkunft, die leitet sich aus dem Griechischen von pan (jeder, ganz) und demos (Volk) ab – pandemios heißt „das ganze Volk betreffend“. In einer globalisierten Welt ist also das ganze Erdenvolk gemeint, wenn man das denn so sagen darf.

Aber es haben sich rund um das Coronavirus auch zwei neue Begriffe eingebürgert, die die einen mit einer Selbstverständlichkeit verwenden, als hätten sie sie mit industriell gefertigter Säuglingsmilch aufgesogen, die die anderen aber noch etwas ratlos fremdeln lässt. Sie wissen schon, noch ehe überhaupt von der Regierung das Herunterfahren des sozialen Lebens angekündigt worden war, kursierten bereits Kettenbriefe via WhatsApp, in denen ein Shutdown angekündigt wurde. Ein paar Tage später war schließlich Lockdown das Codewort, mit dem man wissend das Geschehen rund um die verhängten Ausgangsbeschränkungen umschrieb. Nun, bis dahin war hierzulande von Shutdown die Rede, wenn in den USA die Bewilligung von Budgetmitteln ausläuft und Kongress und Präsident sich nicht auf einen Etat einigen können – und deswegen die Behörden des Bundes ihre Tätigkeit bis auf unerlässliche Aufgaben einstellen. Lockdown wiederum kommt ebenfalls aus Nordamerika – und steht dort dafür, wenn etwa während eines Amoklaufs oder eines Terroranschlags ein Gebäude oder ein Areal abgeriegelt wird. In der heimischen Rechtsordnung gibt es diese Begriffe genauso wenig wie im Österreichischen Wörterbuch. Aber gut, Sprache verändert sich. In diesem Sinne, willkommen in unserem Sprachschatz. Aber bitte bleibt nicht zu lange!

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2020)

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