Meditation

Per Knopfdruck zu Tiefenentspannung?

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Innere Ruhe und Gelassenheit? Wenn ein bösartiges Virus die Welt heimsucht, ist das ein äußerst verlockender Zustand. Viele Menschen wagen sich an die Kunst der Meditation. Ein guter Zeitpunkt für Betreiber von Apps und Videokanälen, sie dabei zu unterstützen.

Das Meer rauscht, Schaumkronen tanzen auf den Wellen. Eine salzige Brise weht durch die Luft. Sonnenstrahlen küssen die aufgewärmte Haut, unter den Füßen kitzelt der Sand. Eine Möwe kreischt in der Ferne. 

Faszinierend, wie sich Gedanken steuern lassen, uns direkt von der Yogamatte aus dem Wohnzimmer entführen und an einen anderen Ort befördern können. In Zeiten wie diesen, in denen einem die Decke auf den Kopf zu fallen droht und die Ungewissheit den Alltag überschattet, ist das umso faszinierender. Das ist auch mit ein Grund, weshalb es viele Menschen gerade mit Meditation versuchen. So sind Suchanfragen wie „Meditationstipps“ oder „Meditieren für Anfänger“ auf Google oder Pinterest in den letzten Tagen stark gestiegen. 

Mehr Klarheit und Gelassenheit im Geist

Es sind verschiedene Gründe, die Menschen auf der ganzen Welt schon seit Tausenden von Jahren zum Meditieren bewegen. Der Gedanke, achtsamer durchs Leben zu gehen, konzentrierter zu sein. Religiöse Aspekte, spirituelle Ziele, gesundheitliche Ursachen. „Mir hilft es vor allem, mein vegetatives Nervensystem zu verwöhnen. Es hilft mir, mehr Klarheit und Gelassenheit im Geist zu kultivieren. Es hilft mir, eine beobachtende Rolle einzunehmen“, ist auch Madeleine Alizadeh, besser bekannt als Bloggerin "Dariadaria“, überzeugt. Die Wienerin leitet seit Kurzem über ihren Podcast „A Mindful Mess“ selbst Meditationen an, ein 14-Tage-Meditation Journey startete mit Donnerstag, 2. April.

Bloggerin "Dariadaria“ hat das Meditieren für sich entdeckt und führt mittlerweile selbst Meditationen.
Bloggerin "Dariadaria“ hat das Meditieren für sich entdeckt und führt mittlerweile selbst Meditationen.(c) Jennifer Wortham/Mandala

Beim Meditieren geht es, wie oft angenommen, nicht darum, Gedanken und Gefühle ganz auszuschalten. Das zeigt schon der Begriff: „Meditation“ leitet sich ab von dem Verb „meditari“, das so viel wie nachdenken, nachsinnen, überlegen bedeutet. Wenn Ängste und Sorgen aufkommen, gilt es nicht, sie zu verdrängen oder verschwinden zu lassen. „Man lernt, sie zu beobachten, mit ihnen zu sitzen, in ihnen zu marinieren wie so ein Tofu-Schnitzel“, erklärt Alizadeh, „Das ist das Schöne am Meditieren. Man lernt, sich mit den Dingen auseinanderzusetzen, aber auf eine klare, gelassene, beobachtende Art und Weise.“ Und sie macht anschaulich: „Der klare Geist ist der blaue Himmel und die Gedanken sind die Wolken, die kommen und gehen."

Übung und Geduld

Doch auch hier gilt: Meditation bedarf wohl etwas Übung. Hinsetzen und in die Lüfte schweben ist - außer in Comicbüchern - leider nicht drin. Yogakurse haben sich momentan ins Internet verlegt. Zahlreiche Apps bieten verschiedene Übungen und Schwerpunkte an und bringen Meditationstechniken bei. „7Minds“, „Calm“, „Headspace“ sind die bekannteren unter ihnen.

Auch auf Youtube wird man fündig. Die Betreiber der Lifestyle-Blogs Psychicworld.com haben die meistgenutzten Meditationskanäle unter die Lupe genommen. Auf Top 1 liegt demnach der Musikkanal "Soothing Relaxation", gefolgt von „Yellow Brick Cinema“ und „Medidative Mind“. Als geführte Meditation werden die Videos der bekannten Yoga-Trainerin Adriene gerne herangezogen.

Ein paar Minuten am Tag

Es müssten keine ganzen zwei Stunden jeden Tag sei, sagt Madeleine Alizadeh, die ein eigenes Unternehmen leitet und viel beschäftigt ist. „Aber auch ich schaffe es, mir an den meisten Tagen fünf bis zehn Minuten freizuschaufeln. Wenn wir uns ansehen, wie lange wir am Smartphone hängen, kann man da schon ein paar Minuten abzwacken“.

Apropos Handy. Natürlich können Smartphone oder Tablet auch davon abhalten, abzuschalten. Wer schon etwas Übung hat, kann das Handy für die Zeit der Meditation in den Flugmodus stellen oder in einen anderen Raum legen, und sich ganz dem eigenen Geist widmen. Feste Zeiten, in denen das Handy nicht verwendet wird, können auch sonst ganz gut tun, rät Alizadeh. „Ich hatte vor einiger Zeit eine Regel, wo ich es erst um neun in der Früh eingeschaltet habe. Die zwei Stunden davor hatte ich dann Zeit für mich, meine Wohnung, für meinen Alltag.“ In einer Zeit, in der das Verzichten keine Seltenheit ist, vielleicht keine so große Herausforderung mehr. Man wird ganz klar etwas Positives daraus schöpfen können.

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