Coronakrise

Touristeninsel ohne Touristen: Mallorca hart getroffen

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Normalerweise beginnt zu Ostern die Saison auf Balearen Nun sind Hotels auf der Urlaubsinsel allesamt geschlossen.

Die Straßen und Plätze der Altstadt von Palma sind ausgestorben. Die strenge Ausgangssperre, die seit gut zwei Wochen in ganz Spanien herrscht, trifft Mallorca besonders hart. Mittlerweile sind auch die letzten Touristen, die bei der Ausrufung des Notstandes hier Ferien verbrachten, abgereist. Wie lange es dauert, bis die Ersten wieder zurückkehren, das ist dieser Tage die große Frage.

"Ein Großteil unserer Wirtschaft hängt direkt oder indirekt von Tourismus ab - das macht die Balearen zu einer der Regionen Spaniens, die am schwersten von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise betroffen ist", erklärt Ökonom Antoni Riera. Der Professor hat ausgerechnet, wie hoch die Verluste sein werden, die durch die staatlich angeordnete Schließung aller Hotels auf den vier Inseln entstehen. Der Totalausfall entspricht demnach 1,4 Mrd. Euro, die nun in den Taschen von Hoteliers, Transportfirmen und Restaurantbesitzern fehlen.

"Anders als in industriellen Wirtschaftsräumen wird es hier deutlich länger dauern, bis die Wirtschaft wieder in Gang kommt: Es muss ja zuerst wieder Nachfrage herrschen", erklärt Riera. Und gerade diese Nachfrage sieht er nicht so schnell wiederkommen. Er befürchtet eine lang anhaltende Angst der Urlauber vor Reisen mit dem Flugzeug, außerdem prophezeit er eine größere Sparsamkeit der Verbraucher, die sich vor allem auf das Reisebudget auswirken werde.

Von diesem Reisebudget hängt das täglich Brot vieler Mallorquiner ab. Den Schätzungen der Landesregierung zufolge sind 200.000 Arbeitnehmer von Kurzarbeit betroffen, die Gewerkschaft UGT schätzt gar, dass 400.000 Menschen, also 80 Prozent aller Arbeitnehmer der Balearen, auf staatliche Hilfe angewiesen sein werden.

Aus der Not eine Tugend gemacht

Seit vergangenen Donnerstag sind alle Hotels auf Mallorca geschlossen. 13 Hotelbesitzer machten aus ihrer Not eine Tugend: Sie spendeten insgesamt drei Tonnen verderbliche Lebensmittel an Hilfsorganisationen. Auch Hygieneartikel wie das dieser Tage schwer gefragte Toilettenpapier waren dabei. Der mallorquinische Hotelverband FEHM zeigte sich ebenfalls solidarisch und spendete Handschuhe, Mundschutzmasken, Reinigungsalkohol und Duschhauben an Krankenhäuser.

Geöffnet ist neben sechs Unterkünften für Einsatzkräfte vom Festland derzeit nur noch ein Hotel in Palma. Das "Palma Bay" am Kongresszentrum wurde von den Gesundheitsbehörden zu einem Ausweichkrankenhaus umgerüstet. Sollten die Kapazitäten in den Krankenhäusern Mallorcas nicht ausreichen, könnten bis zu 250 leicht erkrankte Patienten nun dort behandelt werden. Derzeit sieht es nicht so aus, als würde dieser Ernstfall eintreten: Im spanienweiten Vergleich liegen die Balearen sowohl bei der Zahl der Infizierten als auch der Todesfälle am unteren Ende des Skala.

33 Tote, 958 Erkrankte und immerhin 96 Patienten, die bereits wieder gesund sind, verzeichneten die Inseln am Sonntag. Die Zahl der Neuansteckungen ist leicht rückläufig. Die Insellage könnte helfen, das Virus schneller unter Kontrolle zu bekommen als andernorts. Fähr- und Flugverbindungen sind auf ein absolutes Minimum gekürzt. An Palmas Flughafen, wo in der Hauptsaison die Maschinen im Minutentakt landen, gibt es derzeit noch knapp ein Dutzend Verbindungen zum Festland und nach Resteuropa.

„Werden diese Krise übersehen"

Es gibt auch Stimmen, die Mut machen. Die Sorgen von Ökonom Riera über eine drohende Reise-Unlust teilt Andreu Serra, Dezernatsleiter für Tourismus, nicht: "Wir haben die Krise nach dem 11. September 2001 überstanden, wir werden auch diese Krise überstehen." Stück für Stück werde auch nach Corona die Reiselust zurückkehren. Zur Pflege des Fernwehs hat der Inselrat gerade eine Online-Kampagne gestartet. Das Motto: "Mallorca wartet auf dich, sobald das alles wieder vorbei ist".

(APA/dpa)

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