Luftfahrt

Billigflieger Easyjet lässt alle Maschinen am Boden

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Flugbetrieb ruht auf unabsehbare Zeit. Easyjet-Großaktionär fordert ein Storno des milliardenschweren Airbus-Auftrags.

Der britische Billigflieger Easyjet hat wegen der Reisebeschränkungen zur Bekämpfung des Coronavirus den Flugbetrieb eingestellt. Derzeit sei unklar, wann die 344 Maschinen wieder abheben können, teilte Easyjet am Montag mit. Um die Auswirkungen auf die Bilanz möglichst gering zu halten, würden Kosten reduziert.

Zudem traf Easyjet mit der Gewerkschaft eine Urlaubsregelung mit teilweiser Lohnfortzahlung für die rund 4000 Flugbegleiter, die ab 1. April für zwei Monate gilt. Kabinenmitarbeiter mit Erste-Hilfe-Ausbildung wären als Verstärkung in den Krankenhäusern willkommen, hatte die britische Gesundheitsverwaltung erklärt.

Verhandlungen mit der Pilotengewerkschaft Balpa laufen bei Easyjet noch. "Wir arbeiten unermüdlich daran, dass Easyjet weiterhin gut aufgestellt ist, um die Herausforderungen des Coronavirus zu meistern", erklärte Konzernchef Johan Lundgren. Man werde die Situation aufgrund der Regelungen sowie der Kundennachfrage fortlaufend prüfen und die Märkte informieren, sobald man einen besseren Überblick habe. Die Airline will demnach die bereits angekündigten Finanzhilfen der britischen Regierung für Unternehmen nutzen und nicht um ein Sonderpaket bitten.

Die Regionalfluggesellschaft Loganair, die schottische Inseln anfliegt, erklärte hingegen, sich um Staatshilfe bemühen zu wollen. Es laufen noch Gespräche mit dem Finanzministerium über ein Maßnahmenpaket für die durch Corona nahezu lahmgelegte Luftfahrt. "Ich glaube, die große Mehrheit der britischen Fluggesellschaften werden in den kommenden Tagen die Einladung zu weiteren Gesprächen mit dem Finanzministerium annehmen, weil wir das tun müssen", sagte Loganair-Chef Jonathan Hinkles dem Radiosender BBC.

107 Airbus-Flugzeuge bestellt

Einreisebeschränkungen von Ländern in der ganzen Welt und sinkende Nachfrage zwingen Airlines dazu, den Flugbetrieb drastisch zurückzufahren. So hat etwa auch die Lufthansa wegen der Corona-Krise ihren Flugplan laut Konzernchef Carsten Spohr auf weniger als fünf Prozent reduziert. Etwa 700 der rund 760 Lufthansa-Maschinen sind am Boden, 31.000 Beschäftigte der Kernmarke Lufthansa gehen bis Ende August in Kurzarbeit. Ryanair verlängerte am Montag den aus weniger als zehn Prozent reduzierten Flugplan um eine Woche bis 9. April.

Das Easyjet-Management steht unter Druck seines Großaktionärs Stelios Haji-Ioannou, der etwa ein Drittel der Airline besitzt. In einem Brief an den Vorstand, der am Wochenende bekannt wurde, forderte der Firmengründer, einen Auftrag über 107 Airbus-Flugzeuge im Wert von 4,5 Milliarden Pfund (5,2 Milliarden Euro) zu stornieren oder neu zu verhandeln. Der 53-Jährige drohte dem Management an, dessen Absetzung auf der nächsten Hauptversammlung zu betreiben, wenn es am Airbus-Auftrag festhalte. Haji-Ioannou bot an, selbst frisches Geld zuzuschießen und verlangte, von den anderen Aktionären Mittel hereinzuholen. Easyjet erklärte dazu, es werde versucht, Zahlungen an Lieferanten einschließlich Airbus zu reduzieren. Auf das Schreiben von Haji-Ioannou werde das Unternehmen vertraulich antworten.

Der britisch-spanische Luftfahrtkonzern International Airlines Group (IAG) verlängerte unterdessen eine Kreditlinie von umgerechnet 1,25 Milliarden Euro um ein Jahr bis Juni 2021. Die Muttergesellschaft von British Airways, Iberia, Aer Lingus, Level und Vueling verfüge insgesamt über liquide Mittel von 9,3 Milliarden Euro, einschließlich Flugzeugfinanzierungen. "Darüber hinaus prüft die Gruppe eine Reihe von operativen und finanziellen Initiativen zur weiteren Verbesserung ihres Cashflows und ihrer Liquidität", erklärte Finanzchef Stephen Gunning. IAG-Chef Willie Walsh hatte vor einigen Wochen Geldspritzen des Staates zur Unterstützung in der Krise abgelehnt.

(APA/Reuters)

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