Noch sind die Geschäfte und Restaurants geöffnet, doch die Stimmung kippt. Die Zahl der Infizierten steigt immer rascher an. Kritiker verdächtigen die Regierung, lang beschwichtigt zu haben, um die Olympischen Spiele zu retten.
Tokio. Unter den herrlichen Kirschblüten um den Tokioter Kaiserpalast bummeln nur wenige Menschen. Die großen Parks der japanischen Mega-Metropole, in denen sonst in diesen Tagen Zehntausende wilde Sakura-Partys feiern, sind verwaist, weil weitgehend abgeriegelt. Nun kommen auch noch Schnee und Sturm hinzu – und die beängstigenden Warnungen der Tokioter Gouverneurin Yuriko Koike wegen der Corona-Krise haben den bisher überraschend entspannten Japanern die Feierlaune gründlich verdorben.
Zugleich geht das Leben weiter. Zwar sind die sonst überfüllten Züge nicht mehr so voll, das Gedränge in den Bahnhöfen ist etwas erträglicher. Und überall im Großraum Tokio mit seinen 37 Millionen Einwohnern sind anscheinend weniger Menschen unterwegs als sonst. Aber alle Geschäfte sind geöffnet. In Tokio kann man Restaurants besuchen, morgens um 4 Uhr eine Nudelsuppe essen, um Mitternacht im Convenience-Store einkaufen, in Discos und Nachtklubs tanzen. Groß- und Sportveranstaltungen wurden zwar untersagt, dennoch pilgerten 6500 Besucher zu einem Kampfsport-Event in Saitama und Zigtausende zur Olympischen Flamme. Aber die Stimmung kippt. Bisher pendelte sie in Tokio irgendwo zwischen Hoffnung und Angst, jetzt Richtung Panik.