Coronakrise

Es kommt darauf an, die Angst zu beherrschen

„Walter Benjamin hat geschrieben, Glück bestehe darin, ohne Furcht zu leben. In diesen Tagen lässt sich in Europa nicht mehr ohne Furcht leben.“ Barcelona, März 2020: Ein Amateurpianist spielt auf dem Balkon für seine Nachbarn.
„Walter Benjamin hat geschrieben, Glück bestehe darin, ohne Furcht zu leben. In diesen Tagen lässt sich in Europa nicht mehr ohne Furcht leben.“ Barcelona, März 2020: Ein Amateurpianist spielt auf dem Balkon für seine Nachbarn.REUTERS
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Werden wir als Europäer reagieren? Seit die Krise zur Pandemie erklärt wurde, höre ich Leute sagen, eine Notsituation wie diese hole das Beste aus uns heraus. Aber das ist nur unbegründeter Optimismus.

Seit bald zwei Wochen lebe ich mit meiner Frau und meinem Sohn eingeschlossen in unserer Wohnung in Barcelona; nur zum Einkaufen gehe ich aus. Während ich durch das Fenster auf die verwaisten Straßen schaue, muss ich daran denken, dass ich zur ersten Generation von Europäern gehöre, die keinen Krieg kennt, zumindest – das ehemalige Jugoslawien will ich nicht vergessen – einen Krieg zwischen Großmächten.

Vielleicht hat diese erstaunliche Tatsache bei uns die tiefe Überzeugung hinterlassen, dass wir, befreit von den Hemmnissen der Vergangenheit – etwa dem ETA-Terrorismus in Spanien –, von nun an in Sicherheit vor den Katastrophen leben würden, die über unseren Vorfahren zusammengeschlagen sind. Dieser unbegründete Optimismus bekam am 11. September 2001, als sich der radikale Islamismus in New York zu erkennen gab, erste Risse, und er wurde noch zerbrechlicher mit der ebenso unerwarteten Finanzkrise von 2008; doch niemand konnte ahnen, dass eine Pest biblischen Ausmaßes, die uns auf unbestimmte Zeit in den eigenen vier Wänden hält, unseren Optimismus vollends versenken würde.

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