Coronakrise

"Mode interessiert derzeit niemanden"

PEROUTKA Guenther / WB
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Die Modebranche hätte jetzt - von Mitte März bis Mitte Mai - ihre umsatzstärksten Wochen im ersten Halbjahr. Doch die Geschäfte sind zu. Der Ruf wird laut nach staatlicher Direkthilfe, wie sie auch der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie fordert.

Die Frühjahrsmode ist bezahlt, hängt in den Geschäften, kann aber nicht verkauft werden. "Wir werden Hilfe brauchen", umriss Ernst Mayr aus der Eigentümerfamilie der "Fussl Modestraße Mayr GmbH" mit Hauptsitz in Ort im Innkreis in Oberösterreich die Situation. Ohne Staatshilfe würden 30, mit Unterstützung rund 10 Prozent der Geschäfte im Bereich Mode und Schuhe zusperren müssen, schätzte er.

Die Modebranche hätte jetzt - von Mitte März bis Mitte Mai - ihre umsatzstärksten Wochen im ersten Halbjahr. Dass Fussl noch immer keinen Online-Shop hat, bereut der Eigentümer im Gespräch mit der APA nicht. "Das wäre ein Tropfen auf dem heißen Stein" mit 95 statt 100 Prozent Ausfall, ergänzte Mayr. Denn "Mode interessiert derzeit niemanden". Eine staatliche Direkthilfe, wie sie der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie fordert, werde auch in Österreich benötigt.

Sein Unternehmen werde die Krise überleben, zwar mit großen Verlusten, aber "wenn wir schon so leiden, kann man sich vorstellen, wie Firmen kämpfen, die weniger gut dastehen", erklärte Mayr, der Unterstützung für Unternehmen, die jetzt schon nicht mehr kreditwürdig sind, als "zu teuer" ablehnt. Fussl habe im Vorjahr mit 143 Millionen Euro Umsatz beim Kunden in Österreich sein bestes Jahr gehabt. In den 150 Filialen arbeiten 1200 Angestellte, 29 Läden in Bayern kommen dazu. Jetzt rechnet der Innviertler mit der bereits beantragten Kurzarbeit und damit, dass auf die Miete für die geschlossenen Geschäftslokale verzichtet wird. Um Hilfe habe man auch schon angesucht.

Die Staatshilfen würden erst ausgearbeitet, bei Ankündigungen seien momentan alle groß, "die Details lassen auf sich warten", monierte Mayr. Jetzt müsse aber die Bestellung für den Herbst angezahlt werden. Freilich könne man um Aufschub bitten, doch die Lieferanten seien von der Coronakrise genauso betroffen. "Eventuell wird sich der Kreis da um 10 bis 15 Prozent verkleinern, auch bei den Geschäftslokalen". Nun merke man, wo eine echte Zusammenarbeit - mit Lieferanten und Vermietern - bestehe, kann der Unternehmer der Krise auch ein wenig Gutes abringen.

Im Mai aufsperren

Derzeit sei die Hälfte der 1200 Mitarbeiter in Österreich in Kurzarbeit - "die Regel ist gut" -, die andere Hälfte noch auf Urlaub. Mayr rechnet damit, "dass wir im Mai wieder aufsperren" und dass die Österreicher dann sehr wohl Geld ausgeben werden. "Jetzt bleibt den Menschen viel, sie gehen nicht ins Theater oder zum Fußball, nicht zum Essen oder ins Kino."

"Zusammenstehen, Abstand halten und regional einkaufen" sei sein Appell, denn dieses Geld fehle sonst dem Staat für Hilfspakete, für die Krankenhäuser und die Pflege. Sein Unternehmen zahle 100 Prozent Steuern in Österreich, betonte Mayr. Sicher sei Mode nicht lebenswichtig, doch "wenn dann nur noch ausländische Konzerne übrig bleiben, wird das nicht gut sein", das Interesse sei, dass die Wertschöpfung in Österreich bleibe.

(APA)

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