Coronakrise

Kurzarbeit auch bei McDonald's und der Verkehrsbüro-Gruppe

APA/HELMUT FOHRINGER
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Österreichs größter Tourismuskonzern und die Fastfood-Kette McDonald's wollen die Coronakrise mit Kurzarbeit überstehen. Der Antrag auf Kurzarbeit für die Crews der Ryanair-Tochter Laudamotion hingegen hängt weiter in der Luft.

In den Reigen der Konzerne mit Kurzarbeit reiht sich nun auch McDonalds ein. Betroffen ist ein Großteil der 9600 Beschäftigten, nicht alle Franchisenehmer sollen mitgezogen haben, ist aus involvierten Kreisen zu hören. Die Dienstleistungsgewerkschaft vida zeigte sich über die Einigung erleichtert. "Tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten in die Corona-Kurzarbeit gebracht werden und behalten ihre Jobs. Ich bedanke mich für die sehr sachliche Vorgangsweise aller Beteiligten", so Berend Tusch, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Tourismus, in einer Aussendung. Man dürfe nicht vergessen, dass es sich bei den Franchisenehmerinnen und -nehmern bei McDonald's "eigentlich um lauter KMUs handelt". Und auch die Fastfoodkette äußerte sich zufrieden: "Wir freuen uns darauf, dank des Kurzarbeitsmodells bei Wiederaufnahme des Betriebs sehr rasch wieder mit einem hoch motivierten Team durchstarten zu können."

Die Verkehrsbüro-Gruppe, Österreichs größter Tourismuskonzern, hat alle 3000 Mitarbeiter in Österreich zur Kurzarbeit angemeldet. Die Anträge für die Holding sowie für die operativen Tochtergesellschaften Ruefa, Eurotours, Verkehrsbüro Business Touristik, die Verkehrsbüro Hotellerie und Palais Events mit dem Cafe Central seien bei den AMS-Stellen eingebracht worden, wurde am Dienstag mitgeteilt.

Betroffen seien alle 3000 in Österreich tätigen Beschäftigten, sagte Unternehmenssprecherin Andrea Hansal zur APA. Bei den meisten betrage die Reduktion 90 Prozent, bei einigen 50 Prozent.

"Wir starten mit der Kurzarbeit ab 1. April 2020 für vorerst drei Monate", sagte Vorstandschef Martin Winkler laut Mitteilung. "Eine Verlängerung um weitere drei Monate werden wir zu gegebener Zeit prüfen."

Man begrüße die Corona-Kurzarbeit als gute Möglichkeit, die Jobs der rund 3000 in Österreich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sichern und sei optimistisch, dass diese Maßnahme ausreichen werde, Kündigungen zu vermeiden, sagte die Sprecherin.

Laudamotion-Antrag liegt beim AMS

Der Antrag auf Kurzarbeit für die Crews der Ryanair-Tochter Laudamotion hängt weiter in der Luft. Die Gewerkschaft vida, deren Zustimmung noch fehlt, erklärte am Dienstag auf APA-Anfrage, der Antrag liege beim Arbeitsmarktservice (AMS), das noch einige Formalsachen klären müsse. Ob die vida trotz des Streits um die Anerkennung des Lauda-Betriebsrats zustimmen wird, ließ vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart offen. "Alles Weitere werden wir dann kommunizieren", so Liebhart. Hintergrund dürfte sein, dass das Thema Kurzarbeit für Bordpersonal deutlich komplizierter ist. Piloten und Flugbegleiter haben keine normale Arbeitswoche mit 40 Stunden, sondern werden nach Flugstunden abgerechnet.

Für das Bodenpersonal von Laudamotion gibt es mit den Sozialpartnern bereits eine Vereinbarung zur Kurzarbeit. Wie das Onlineportal Aviation Net unter Berufung auf ein internes Schreiben berichtete, rechnet Laudmotion-Chef Andreas Gruber hier demnächst mit der finalen Freigabe.

Weil sich der Antrag für das Bordpersonal verzögert, hat die Fluggesellschaft vorsorglich 550 Mitarbeiter auch am AMS zur Kündigung angemeldet. Man sei aber zuversichtlich, dass die Zustimmung zur Kurzarbeit rechtzeitig erfolge, sodass die Kündigungen nicht schlagend werden, so eine Sprecherin.

Die Airline und die Gewerkschaft vida streiten seit längerem vor Gericht miteinander. Das Problem liegt darin, dass Laudamotion den im Herbst 2019 gewählten Betriebsrat nicht anerkennt. Es gibt keine Entscheidung in der Sache, aber einstweilige Verfügungen des Gerichts, wonach das Unternehmen der Betriebsratschefin den Zutritt zum Firmengelände nicht verbieten darf und auch eine für 11. Februar einberufene Betriebsversammlung stattfinden durfte.

27.000 Lufthansa-Mitarbeiter in Kurzarbeit

Wegen des weitgehend eingestellten Flugbetriebs meldet die AUA-Mutter Lufthansa Kurzarbeit für 27.000 Beschäftigte beim Kabinen- und Bodenpersonal ihrer Kernmarke an. Mit Vertretern der rund 5.000 Piloten gebe es hingegen weiter keine Einigung, teilte der Konzern am Montag mit. Von der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit war zunächst kein Kommentar zu erhalten.

Die beschlossene Kurzarbeit gilt laut Lufthansa für einen Teil der Beschäftigten bereits rückwirkend im März 2020. Etwa 700 der rund 760 Lufthansa-Maschinen sind derzeit am Boden. Mehr als 30 Gesellschaften im Lufthansa-Konzern, deren Mitarbeiter deutsche Arbeitsverträge haben, beantragten den Angaben zufolge bereits Kurzarbeit und werden dies noch tun. "Auch in Österreich, der Schweiz und in Belgien ist für Airlines der Lufthansa Group Kurzarbeit vereinbart." Wie groß die Zahl der Kurzarbeiter insgesamt ist, war von der Lufthansa zunächst nicht zu erfahren.

470.000 deutsche Firmen arbeiten kurz

In der Coronakrise ist in Deutschland laut Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) bisher von 470.000 Betrieben eine Anzeige auf Kurzarbeit eingegangen. Wie viele Menschen von Kurzarbeit betroffen sein werden, lasse sich noch nicht abschätzen, sagte Heil am Dienstag in Berlin. Es sei aber damit zu rechnen, dass es mehr als während der Finanzkrise seien; damals betraf dies 1,4 Millionen Menschen.

Die Anzeigen kämen aus nahezu allen Branchen, teilte die deutsche Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mit. Heil sagte in Berlin, sehr viele kämen aus dem Bereich Gastgewerbe und Handel: "Dadurch behalten Millionen von Beschäftigten ihren Job."

Wie viele Arbeitnehmer in den Betrieben davon betroffen sein werden, erfasst die BA in ihrer Statistik erst, wenn tatsächlich kurzgearbeitet wurde. Die Regierung rechnet mit über zwei Millionen Beschäftigten, die heuer auf Kurzarbeitergeld angewiesen sein werden. CDU-Arbeitsmarktexperte Peter Weiß rechnet mit über vier Millionen Kurzarbeitern.

(APA)

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