Quergeschrieben

Corona, die Spanische Grippe und das Hasard als Lebensform

Jahrelang wurden ernste Warnungen vor einer Pandemie in den Wind geschlagen. Die Politiker haben versagt, aber Medien und Wähler haben dazu beigetragen.

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Es gibt nur sehr grobe Schätzungen, wie viele Menschen der Spanischen Grippe zum Opfer fielen. Sie reichen von mindestens 50 Millionen bis 100 Millionen. Zum Vergleich: Im Ersten Weltkrieg kamen 17 Millionen Menschen ums Leben, im Zweiten Weltkrieg 60 Millionen. Zwar erinnern in jeder Gemeinde Denkmäler an die Gefallenen der Weltkriege, aber nur Grabsteine an die Opfer der schlimmsten Pandemie des 20. Jahrhunderts. Die meisten starben zwischen Mitte September und Mitte Dezember 1918.

Emmanuel Macron hat von einem Krieg gegen die Seuche gesprochen. Das ist ein falscher Vergleich. Die Pandemie ist kein Krieg, sie ist ein Existenzkampf zwischen Mensch und Mikrobe. Das Virus ist blind, es hört nicht auf Argumente und es tötet. Man kann mit ihm nicht verhandeln, um eine Einstellung der Feindseligkeiten oder die Bedingungen einer Kapitulation auszuhandeln. Es nimmt nicht Rücksicht auf unsere ökonomischen, sozialen, religiösen, politischen oder sonstigen Bedenken oder Präferenzen. Noch fehlen wirksame Waffen, um es vernichten zu können. Um sich vor ihm zu schützen, ist der Mensch gezwungen, seinen sozialen Instinkten zuwiderzuhandeln, die Mitmenschen zu meiden und Masken zu tragen.

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