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Freud und die Sexualität des Aals

Aufgewachsen an der schwedischen Aalküste: Patrik Svensson, hauptberuflich Journalist.
Aufgewachsen an der schwedischen Aalküste: Patrik Svensson, hauptberuflich Journalist.(c) Hanser
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Bis heute sind nicht alle Geheimnisse der Aale gelüftet: Patrik Svensson erzählt parallel über die Forschung an ihnen und das Leben seines Vaters. Ein faszinierendes Debüt.

Da es nicht gestattet ist, die Menschen zu sezieren“, schrieb Sigmund Freud, „habe ich eigentlich gar nichts mit ihnen zu tun.“ Das war 1876, Freud war 19, er hatte noch nichts mit Hypnose und Hysterie zu tun, geschweige denn mit dem psychischen Apparat. Er saß in Triest, beschrieb, ebenfalls in Briefen an seinen Jugendfreund Eduard Silberstein, die dortigen Frauen („las bestias son muy bellas bestias“), doch sein wissenschaftliches Interesse galt anderen Wesen: den Aalen. Und zwar männlichen. Er suchte ihre Hoden, wie viele Forscher vor ihm. Er fand sie nicht.

Patrick Svensson erzählt diese tragikomische Geschichte von Freuds erster, gescheiterter Analyse mit ruhiger Anteilnahme, und er deutet: „Wenn man denkt, womit der Aal ihn zum Narren hielt, erscheint es geradezu als Ironie, welches Thema für Freud so zentral werden soll: Er verbarg seine Sexualität vor ihm. Freud hatte die Sexualität eines Fisches verstehen wollen, stieß jedoch nur auf seine eigene.“ War die vergebliche Suche ein Urerlebnis für seine späteren Konstrukte Kastrationskomplex und Penisneid? Svensson doziert nicht, er denkt nur weiter ins Rätselhafte, stellt schließlich die alten Fragen, die er „Aalfrage“ nennt: „Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin bin ich unterwegs?“

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