Coronakrise

Autoindustrie: 100.000 könnten ihren Job verlieren

(c) APA/Sebastian Kahnert (Sebastian Kahnert)
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Die Nachfrage nach Neuwagen dürfte heuer um etwa 30 Prozent einbrechen, glauben Branchenkenner.

Man muss kein Experte sein, um diese Prognose erstellen zu können: Der Absatz von Neuwagen wird heuer aufgrund der Coronakrise massiv einbrechen. Die meisten Fabriken in Europa stehen still, gestern hat BMW 20.000 Beschäftigte in Deutschland in die Kurzarbeit geschickt.

Was die Krise in Zahlen ausgedrückt bedeutet, haben Branchenkenner errechnet: Ferdinand Dudenhöffer, deutscher Autoexperte an der Universität St. Gallen, rechnet heuer mit einer Überkapazität in Europa von 1,3 Millionen bis 1,7 Millionen Fahrzeugen. Mitarbeiter des Beratungsunternehmens McKinsey gehen sogar von jeweils mehr als fünf Millionen weniger produzierten Autos in Europa und den USA aus. Das wäre in der EU ein Minus von 30 Prozent im Vergleich zu den ursprünglichen Schätzungen. In den USA belaufe sich der Rückgang auf 30 bis 35 Prozent.

Diess erwartet „blaues Auge“

Die Experten der Beratungsfirma Oliver Wyman erwarten, dass der Autoabsatz weltweit in diesem Jahr zwischen 17 und 29 Prozent niedriger liegen dürfte als in den ursprünglichen Schätzungen (76 Millionen Fahrzeugen). China als größter Automarkt der Welt dürfte mit einem Minus von rund 15 Prozent noch halbwegs glimpflich davonkommen, während in den USA und Europa die Verkäufe zwischen 18 und 36 Prozent niedriger liegen könnten. Ähnlich sieht es im Rest der Welt aus.

Dudenhöffer erwartet in seiner Prognose, dass der Aufholprozess bei einem Einbruch von nur 15 Prozent „deutlich länger als zehn Jahre“ dauern könnte. Allein in Deutschland dürften die Exporte selbst fünf Jahre nach der Krise noch mehr als 750.000 Fahrzeuge zurückliegen.

Die Folge: „Wir müssen mit einem deutlichen Abbau der Produktionskapazität in der Autoindustrie in Deutschland rechnen. Umgerechnet auf Arbeitsplätze könnten das gut 100.000 Arbeitsplätze sprich: zwölf Prozent der heutigen 830.000 Arbeitsplätze bei Autobauern und Zuliefern sein, die gefährdet sind.“ Dudenhöffer bezeichnet das noch als eine „eher optimistische Annahme“.

Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess ist in einem am Dienstag veröffentlichten Podcast zuversichtlicher. „Wenn man davon ausgeht, dass man die Krise ähnlich schnell behandelt wie China, dann kann man sicherlich auch mit einem blauen Auge davonkommen.“ Bei einem monatelang einen Shutdown dagegen „wird's schon schwierig“. (rie)

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