Corona

ORF-Budget: „Prognose für 2020 ist unmöglich“

Die Corona-Pandemie wird auch auf den ORF negative Auswirkungen haben.
Die Corona-Pandemie wird auch auf den ORF negative Auswirkungen haben.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Covid-19 beschert dem ORF mehr Zuschauer, weniger Werbung und höhere Kosten. Was die Pandemie für das ORF-Budget bedeutet, und welche Auswirkungen das Virus auf den Stiftungsrat hat.

Die Krise treibt die TV-Quoten in ungeahnte Höhen. 2,86 Millionen Zuschauer für die „Zeit im Bild“ am 15. März (Reichweite: 67 Prozent) – so einen Wert hat man seit Einführung des Teletests nicht gemessen. Aber auch Neueinführungen wie die „ORF 1 Freistunde“ (mit um die 50 Prozent Reichweite bei Schülern zwischen zehn und 16 Jahren) und TV-Filme wie die Otto-Schenk-Komödie „Vier Saiten“ (1,1 Mio. Zuschauer) kommen derzeit gut an. Gute Zeiten sind es für den ORF trotzdem nicht – denn die Corona-Pandemie wird auch auf ihn negative Auswirkungen haben. „Wie hoch der Rückgang der Werbeerträge sein wird, ist von der Dauer der Krise abhängig und kann noch nicht abgeschätzt werden“, sagt ein Sprecher zur „Presse“. Zusätzlich habe man „nicht geplante Zusatzkosten“ für aktuelle Berichterstattung und zusätzliche Sendungen. Die Geschäftsführung prüfe derzeit die wirtschaftlichen Auswirkungen und plane Gegenmaßnahmen.

Um zu sagen, dass das Ende 2019 vom Stiftungsrat abgesegnete ORF-Budget für 2020 nicht halten wird, braucht man also keine Glaskugel. Das oberste Aufsichtsgremium aber kann aufgrund der aktuell geltenden Bestimmungen derzeit nicht zusammenkommen, um zu beraten. Doch man fühle sich von der Geschäftsführung gut informiert, beruhigt Thomas Zach, Leiter des dominierenden ÖVP-„Freundeskreises“. Wie es mit den ORF-Finanzen weitergehen wird, kann auch er nicht sagen: „Jetzt schon eine endgültige Prognose für das Restjahr zu treffen ist unmöglich.“ Man müsse sehen, wie sich die Pandemie in den nächsten Wochen auswirkt.

Unklar ist auch, wann das mit 35 Mitgliedern relativ große Aufsichtsgremium überhaupt zur nächsten Plenarsitzung zusammentreffen kann. Und wie. Kann es Stiftungsrats-Sitzungen per Videokonferenz geben? Um das zu ermöglichen, soll der Nationalrat am Freitag ein Gesetz beschließen, in dem steht, dass „im Fall außergewöhnlicher Vorkommnisse“ die „Beschlussfassung im Umlaufweg oder in einer Videokonferenz zulässig“ ist.

Die März-Sitzung jedenfalls ist aus bekannten Gründen ausgefallen. Ob sie je nachgeholt wird oder entfällt (weil im Juni schon die nächste Sitzung anberaumt ist), wird sich weisen. Wichtige Themen standen nicht auf der Tagesordnung – aber es wäre der erste Auftritt der vor drei Wochen von der Regierung neu bestellten Stiftungsräte im Gremium gewesen.

Steger würde weichen, wenn . . .

Aufgrund des Nationalratswahlergebnisses mussten unter anderem vier FPÖ-nahe Stiftungsräte das Gremium verlassen. Ihr Parteifreund Norbert Steger blieb. Er hat den Vorsitz inne – eine Neuwahl des Vorsitzenden (wie von Neos-Stiftungsrat Hans Peter Haselsteiner gefordert) oder Abberufung aufgrund der neuen Zusammensetzung des Gremiums ist gesetzlich nicht vorgesehen. Zach erteilt solchen Forderungen eine Abfuhr: „Wir brauchen jetzt anderes als Geschäftsordnungsdebatten. Der Stiftungsrat sollte sich in so kritischen Zeiten nicht mit solchen Petitessen beschäftigen.“ Steger selbst sieht die Forderung nach seiner Abwahl gelassen und meint, er würde den Posten gegebenenfalls räumen, „wenn mich die Mehrheit der Stiftungsräte wirklich loswerden will und wesentliche Leute schimpfen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2020)

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