Fußball

Im Fall des Saisonabbruchs müssen Fans "helfen"

(c) GEPA pictures/ Hans Oberlaender
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Was geschieht, wenn die Bundesliga ihre Saison wegen der Pandemie nicht fertig spielen kann? 12 Klubs, eine Liga - der ÖFB entscheidet.

Wien. Durch die Coronavirus-Pandemie sind viele Einnahmequellen der Bundesligisten am Versiegen. Verdienstmöglichkeiten aus Heimspielen fallen weg, zudem drohen ausbleibende Zahlungen von Medienrechte-Partnern oder Sponsoren. Die beiden letzteren Probleme könnten durch Geisterspiele gemildert werden, nicht aber jenes der ausbleibenden Gelder aus Heimspielen.

Dabei geht es in diesem Fall neben dem Verlust der Einnahmen an der Tageskassa oder an der Stadion-Kantine auch um mögliche Rückzahlungen, nämlich an Abonnenten und VIP-Stammgäste. Sie alle haben bei den zwölf Vereinen für jeweils 16 Saison-Heimspiele bezahlt, von denen noch fünf ausständig sind. Derzeit ist völlig offen, ob, wann und in welcher Form diese Matches ausgetragen werden.

Was macht Rapid?

Besonders betroffen sein könnte Zuschauer-Krösus Rapid. Die Hütteldorfer stehen mit durchschnittlich 18.666 Besuchern pro Heimspiel in dieser Saison klar an der Liga-Spitze und sind auch mit rund 13.000 Abonnenten inklusive VIP-Bereich unerreicht. Rücküberweisungen an Dauerkartenbesitzer würden die durch die Corona-Krise ohnehin schon angeschlagenen Club-Finanzen empfindlich treffen.

Umso mehr freut sich Wirtschafts-Geschäftsführer Christoph Peschek über das Entgegenkommen vieler Fans. "Zahlreiche Abonnenten haben uns proaktiv via E-Mail oder Social Media angeschrieben und mitgeteilt, dass sie von ihrem Herzensclub sicher kein Geld zurückfordern werden, falls aufgrund des Corona-Virus Spiele nicht oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Dafür möchte ich mich auch auf diesem Wege im Namen des SK Rapid herzlich bedanken, es ist gerade in dieser herausfordernden Zeit ein noch stärker werdender Zusammenhalt in der Rapid-Familie zu spüren", teilte Peschek auf APA-Anfrage mit.

Ungewissheit in Graz

Derartige Erfahrungen machte auch Thomas Tebbich, Wirtschafts-Geschäftsführer von Sturm Graz. "Wir vernehmen im Austausch mit unseren Fans eine positive Stimmung des Zusammenhalts, vielleicht liegt es daran, dass wir ein Traditionsverein sind. Der Tenor der Fans ist: Jetzt müssen wir zusammenhalten und schauen, dass der Verein überleben kann und es hoffentlich nächste Saison wieder ein Abo gibt", erklärte der Steirer. Sein Club weist 5.800 Abonnenten und einen Durchschnittsbesuch von 10.365 auf.

Linz hat nachgerechnet

Tabellenführer LASK, der 4.000 Abo-Besitzer und 5.481 Personen pro Heimpartie verzeichnet, hofft in diesem Zusammenhang ebenfalls auf die Unterstützung der Fans. "Im Falle eines Abbruchs oder von Geisterspielen werden wir analog zu den Sponsoren vorgehen: Wir werden mit allen kommunizieren, wer das Geld nicht aliquot zurückhaben möchte, kann es gerne spenden und wir werden erneut eine angemessene Verwendung finden. Wir haben bereits einige Rückmeldungen von Dauerkartenbesitzern erhalten, die in diesen Fällen auf eine Rückzahlung verzichten würden", hieß es in einer Stellungnahme der Linzer.

Im Liga-internen Ranking liegt Red Bull Salzburg mit einem Schnitt von 11.153 Besuchern pro Heimspiel und etwa 10.000 Dauerkartenbesitzern auf Platz zwei. Der Meister wollte sich zu seiner weiteren Vorgehensweise im Zusammenhang mit Abonnenten vorerst nicht äußern und verwies darauf, dass noch keine Klarheit über den weiteren Saisonverlauf bestehe.

Austria: Abos behalten Gültigkeit

Die Wiener Austria hält bei rund 5.200 Dauerkarten und einer durchschnittlichen Besucherzahl von 7.687 Personen. "Die Abos behalten selbstverständlich auch ihre Gültigkeit, wenn die Heimspiele zu neuen Terminen ausgetragen werden. Etwaige Alternativ-Szenarien werden dieser Tage natürlich auch besprochen. Diese werden zeitnah bekanntgegeben, sobald die jeweiligen Szenarien schlagend werden", teilten die Favoritner mit.

Mit einem Durchschnittsbesuch von 4.035 Anhängern rangiert der SCR Altach auf Platz sechs der Zuschauertabelle, zudem hat man 2.150 Abonnenten. "Wir haben bereits Ideen wie wir damit umgehen könnten, wollen aber diese erst verlautbaren, wenn auch Klarheit herrscht", berichteten die Vorarlberger zum Thema mögliche Rückzahlungen an Dauerkartenbesitzer.

Die Rolle des ÖFB

Wie die Saisonen bei einem Abbruch gewertet werden, entscheidet das ÖFB-Präsidium. "Dieses kann, vergleichbar mit den aktuellen Gesetzesänderungen durch die Bundesregierung aufgrund von COVID-19, Änderungen der Verbandsbestimmungen vornehmen", hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung des ÖFB und der Bundesliga am Dienstag.

Weder in den FIFA-, ÖFB- oder Bundesliga-Bestimmungen ist geregelt, wie die Meisterschaften zu werten sind, wenn sie aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht planmäßig zu Ende gespielt werden können. "Der ÖFB und die Bundesliga prüfen derzeit anhand der bestehenden Bestimmungslage und Rechtsordnung die Folgen, sofern die Meisterschaften nicht fortgesetzt werden können", wurde verlautbart.

Gleichzeitig wurde betonte, dass es im Moment keine Beschlüsse zu diesem Thema gebe. Damit wurde wohl auf die Aussage von WAC-Präsident Dietmar Riegler in der "Kronen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe) angespielt, der gemeint hatte: "Wir haben uns bei der letzten Videokonferenz verständigt, dass im Abbruchfall nicht der aktuelle Stand, sondern jener der Vorsaison zählt."

In diesem Fall wäre etwa Red Bull Salzburg und nicht Tabellenführer LASK Meister sowie die Austria und nicht Rapid im Europacup. In der heiklen Angelegenheit der Wertung einer abgebrochenen Saison wollen ÖFB und Liga aber die Diskussionen auf internationaler Ebene sowie mögliche konkrete Vorgaben oder Empfehlungen seitens der FIFA oder der UEFA abwarten.

(Apa/fin)

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