Landwirtschaftsministerin Köstinger wirft der Wiener SPÖ Fahrlässigkeit und Kampagnisierung vor.
Die Frage nach der Öffnung der Bundesgärten in Wien wächst sich zunehmend zu einem veritablen Streit zwischen Rathaus und Bund aus. Die Wiener SPÖ, allen voran Bürgermeister Michael Ludwig, wünscht sich vehement ein Aufsperren der Areale. Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) erteilte dieser Forderung nun eine Absage und warf den Roten vor, politisches Kleingeld zu wechseln.
Köstinger machte ihrem Ärger am Mittwoch gegenüber mehreren Medien Luft. Sie habe kein Verständnis, dass die SPÖ nun eine "Kampagne" fahre: "Das ist grob fahrlässig." Das oberste Ziel müsse jetzt sein, Ansteckungen mit dem Coronavirus zu verhindern. "Auch draußen lauert die Gefahr einer Ansteckung. Das Öffnen der Bundesgärten wäre das völlig falsche Signal. Deshalb bleiben die Parks auch zu", wird die Ministerin in Berichten von "Heute", "Krone" und "Österreich" zitiert.
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Die Lage sei viel zu ernst, um jetzt "politisches Kleingeld" zu wechseln. Es gehe hier nicht um "Bund gegen Stadt, es geht um Menschenleben", mahnte die Ressortchefin in Richtung Rathaus. Ludwig und die Wiener SPÖ sollten in Corona-Zeiten ihren Fokus lieber auf das Gesundheitssystem legen, riet Köstinger.
Wien: Sperre führt zu vollen Parks
Die Wiener SPÖ hatte in den vergangenen Tagen regelmäßig den Bund aufgefordert, die seit Mitte März gesperrten Bundesgärten - darunter fallen etwa der Augarten, der Schönbrunner Schlosspark oder der Burg- und Volksgarten - wieder zu öffnen. Das Argument: Durch die Sperren müssten viele Wienerinnen und Wiener auf andere Grünflächen ausweichen, um in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen einmal Luft zu schnappen. Dadurch drängten sich mehr Menschen in den zugänglichen Freiflächen, weshalb es schwer werde, den geforderten Mindestabstand einzuhalten.
Zurückhaltender, aber ebenfalls für eine Öffnung sprechen sich die Wiener Grünen aus. "Wir arbeiten daran, die vorhanden Flächen besser nutzbar zu machen. Ein Teil des Puzzles ist die Öffnung der Bundesgärten, ein anderer die Öffnung von Straßenzügen im dicht bebauten Gebiet", sagte Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) am Mittwoch in einer schriftlichen Stellungnahme. Die Idee, einzelne Straßen für Autos zu sperren und damit für Fußgänger und Radfahrer mehr Platz zu schaffen, war zuletzt wiederum bei der Wiener SPÖ auf Ablehnung gestoßen.
(APA)