Lokal-Kolorit

Testessen: Lokale als Neozusteller

Anna Burghardt
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Knuspriger Oktopus, Ofenmelanzani oder Paprikahendl: Wer nicht mehr selbst kochen will, lässt sich beliefern.

Gegen neun Uhr früh musste das um acht Uhr freigegebene Online-Bestellportal schon wieder geschlossen werden: Im Mochi o.m.k. waren die selbst definierten Grenzen des derzeit Koch- und Auslieferbaren erreicht (mochi.at/omk). Das Bedürfnis nach den undogmatischen Mochi-Sushirollen mit hohem Yummy-Faktor, die seit knapp einer Woche in einigen Wiener Bezirken ausgeliefert werden („kontaktlos“ ist ja ein Anwärter für das Gastro-Wort oder eher -Unwort des Jahres), war offenbar groß; selbst wer es genießt, derzeit deutlich mehr als sonst selbst zu kochen, möchte irgendwann etwas essen, das man nicht so leicht selbst machen kann.

Dass auch Lokale abseits der üblichen Lieferplattform-Verdächtigen coronabedingt zum Essenszusteller wurden, hat ein paar Tage der Logistikumstellung gebraucht. Nun sind aber einige Gastronomen bereit dafür. Das Albert von Mario Bernatovic in Wien Josefstadt etwa hat rasch reagiert und liefert in die umliegenden Bezirke Gerichte wie knusprigen Oktopus mit Tintenmayonnaise, geschmorte Rote Rüben mit Mandarinen und Limettencreme, aber auch Knusprigen Schweinsbauch mit Kraut und Knödel (ab 20 Euro frei Haus, Speisekarte und Lieferinfos auf albert.bar). Das Figls stellt (im 18. und 19. Bezirk) Hausmannskost wie Tafelspitz, Backhendl und Kalbsbutterschnitzel sowie Craft-Bier zu (figls.at). Im winzigen Wohnzimmerlokal Kommod im 8. Bezirk kocht man konkurrenzlose fünf Gänge um 33 Euro, die zugestellt werden, darunter Cavatelli mit grünem Spargel und Zitronensauce oder Grießflammeri mit Mandarinen, außerdem hält man eine freundlich kalkulierte Auswahl aus der prinzipiell gut zusammengestellten Weinkarte parat (kommod-essen.at). Das Herzig im 15. Bezirk kocht bodenständige Menüs, die kalt geliefert und selbst nach Anleitung finalisiert werden sollen: Stets drei Gänge, etwa mit Paprikahendl auf Eiernockerln als Hauptspeise, plus Brot und Verhackerts und Getränkebegleitung in Kooperation mit dem Weinhändler The Wine Rebellion (mtrw.at/rebels-go-herzig).

Marco Simonis liefert eine recht große Auswahl an Gerichten, etwa Ofenmelanzani mit karamellisiertem Ziegenkäse und Marillendressing (marcosimonis.com). Gemischte Tortenpakete sowie Mehlspeisenklassiker wie Topfenknödel, Buchteln und Kaiserschmarrn kommen vom Café Landtmann (landtmanns-original.at). Im Raum Baden/Bad Vöslau stellt das Allerley zu, etwa Kokoscurry mit Welsbällchen (allerley.at). Auch der Mühltalhof in Oberösterreich liefert im Bezirk Rohrbach und Linz-Stadt: zum Beispiel Kirchtagssupp'n mit Bröselknödel, Beef Tatar mit Bärlauchmayonnaise und Schnittlauch, Panna cotta mit Rhabarber (muehltalhof.at/arrangements).

Generell gilt: Wo gehen Sie sonst gern essen? Fragen Sie dort nach. Und auch eine Möglichkeit: Gerichte im Glas, wie sie derzeit Max Stiegl, Konstantin Filippou in Kooperation mit dem Fleischversand Porcella und das Mayer & Freunde (auch Alexander Mayers berühmte Stosuppe!) versenden.


Wie sich die soeben verlautbarten Lockerungen der Bundesregierung (Lokale dürfen nun auch Essen zum Abholen anbieten) auf den Lieferservice auswirken werden, ist derzeit noch offen.

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