Kulturgeschichte

Wie die Männerherrschaft in Hollywood begann

Um 1920 kamen in der US-Filmindustrie fünf große Studios an die Macht, danach nahm der Frauenanteil stark ab.

Frauen sind in der US-Filmindustrie unterrepräsentiert, so waren bei den Oscars 2020 in der Sparte „Beste Regie“ nur Männer nominiert. Diese Benachteiligung hat historische Wurzeln, die sich Forscher um Luís Amaral (Northwestern University) nun genauer angesehen haben. Sie haben über 26.000 in den USA produzierte Filme aus dem Jahrhundert zwischen 1910 und 2010 ausgewertet.

Ergebnis: In den frühen Jahren bis 1920 waren Frauen zwar längst nicht genauso stark wie Männer vertreten, doch immerhin zwölf Prozent der Produzenten und 40 Prozent der Schauspieler waren weiblich. Das änderte sich 1920, als sich in Hollywood das sogenannte Studiosystem durchgesetzt hatte: Nur fünf Studios – Warner Bros., Paramount, MGM, Fox, RKO Pictures –, alle mit männlichen Bossen, dominierten fortan die Branche. „Als das Studiosystem unter die Kontrolle einer kleinen Gruppe von Männern kam, bekamen Frauen immer weniger Jobs“, sagt Amaral: Männliche Produzenten hätten etwa für Regie und Drehbuch praktisch nur Männer engagiert.

Die Männerdominanz wird bisweilen dadurch erklärt, dass in der goldenen Ära Hollywoods männerlastige Filmgenres wie Western und Action dominiert hätten. Das greife zu kurz, meinen die Forscher: Sie haben einen Rückgang der Frauenanteile in allen Genres gefunden, auch etwa in Musicals und Liebesfilmen.

Aufweichung des Studiosystems

In den 1940er-Jahren wurde das Studiosystem allmählich erschüttert – vor allem durch Gerichtsprozesse. So klagte die Schauspielerin Olivia de Havilland erfolgreich das Studio Warner Bros., das sie wegen eines Streits um Rollen von ihrem Dienst suspendiert hatte, ihr aber durch einen Knebelvertrag untersagen wollte, für andere Firmen zu spielen. Fortan stieg der Frauenanteil in Hollywood – aber nur langsam. Er sei heute noch „erstaunlich niedrig“, schreiben die Forscher. Sie meinen, dass sich das am ehesten dadurch ändern könnte, das zunächst Frauen die leitenden Positionen kapern und dann die neuen Produzentinnen und Regisseurinnen mehr Frauen anstellen.

Die in der Wissenschaftszeitschrift Plos One (1. 4.) erschienene Analyse trägt den Titel „Long-term patterns of gender imbalance in an industry without ability or level of interest differences“ – denn das ist den Autoren wichtig: Von etlichen Genres, etwa der Computerbranche, sagen manche, dass Frauen sich weniger dafür interessierten oder dafür weniger begabt seien und deshalb unterrepräsentiert seien. Auf die Filmbranche trifft das gewiss nicht zu.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.