Flugausfälle

Coronavirus erschwert Wettervorhersagen

Himmel als große Unbekannte
Himmel als große Unbekannte(c) APA/AFP/JOEL SAGET (JOEL SAGET)
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Weil der Flugverkehr weitgehend zum Erliegen gekommen ist, fehlen den Meteorologen Daten für ihre Berechnungsmodelle.

Dass die Corona-Epidemie den Flugverkehr weitgehend zum Erliegen gebracht hat, hat auch Auswirkungen auf die Wettervorhersagen. Für die Wettermodelle fehlen Daten, die normalerweise an Flugzeugen angebrachte Sensoren liefern. Das macht das Erstellen von Prognosen und Klimabeobachtungen schwieriger.

„Wenn noch weniger Wetterdaten von Flugzeugen geliefert werden und dies über einen längeren Zeitraum, dürfte die Zuverlässigkeit von Wettervorhersagen abnehmen“, meint Lars Peter Riishojgaard, Fachgruppenleiter bei der Weltwetterorganisation (WMO) in Genf. Christoph Wittmann, Leiter der Fachabteilung Modellentwicklung an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien, pflichtet dem bei: „Aufgrund der Flugausfälle ist definitiv ein Einfluss auf die Wettermodelle zu erwarten“, sagte er im Gespräch mit der APA.

Keine Meldungen aus 11.000 bis 12.000 Metern

Vor allem Daten, die Flugzeuge bei einer Flughöhe zwischen elf- und zwölftausend Meter liefern, fallen nun weitgehend aus. Sie sind neben Satellitenbildern die wichtigste, wenn auch nur eine von zahlreichen anderen Quellen, die vor allem für das Erstellen von Globalmodellen bedeutend sind. Fehlen diese Daten, „ist klar, dass die Modellqualität leidet“, räumt Wittmann ein. Welche Folgen das auf die Prognosen genau haben wird, sei schwer abzuschätzen: „Man versucht, dieses Datenmanko mit anderen Beobachtungen zu kompensieren.“ So würden nun häufiger als sonst üblich Radiosonden zum Einsatz kommen.

Bei Lokalmodellen - etwa Prognosen für Österreich - gehen vor allem die Daten ab, die Flugzeuge bei Start- und Landemanövern liefern und aus denen sich beispielsweise Temperatur und Luftfeuchte ablesen lassen. Auch in diesem Bereich sei man bestrebt, Alternativen zu finden, um Ausfälle für die Vertikalprofile wettzumachen, betont Wittmann. Günstig sei, dass im April grundsätzlich eine ruhige Wetterlage vorherrsche und mit Gewittern oder Unwettern, die derzeit schwerer vorherzusagen wären, im Regelfall erst mit dem Frühsommer zu rechnen ist.

Nur Bruchteil der Daten verfügbar

Sensoren an Flugzeugen liefern den Meteorologen Temperaturen sowie Windgeschwindigkeiten und -richtungen, Angaben über Luftfeuchtigkeit und Turbulenzen. Weil der Flugverkehr zur Eindämmung der Corona-Pandemie fast zum Erliegen gekommen ist, hat die WMO für Europa im März einen dramatischen Einbruch errechnet. Von mehr als 700.000 waren zuletzt nur mehr wenige Tausend Wetterdaten pro Tag verfügbar.

(DPA)

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