CSI Corona: "Halten Sie Abstand, dann haben Sie kein Problem"

Maske hin oder her - Abstand halten bleibt die wichtigste Maßnahme.
Maske hin oder her - Abstand halten bleibt die wichtigste Maßnahme.(c) Reuters (Leonhard Föger)
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Die Agentur für Gesundheit (Ages) hat etliche Coronafälle detektivisch verfolgt. Die gute Nachricht: Wenn man sich an die Regeln hält, ist das Virus nicht besonders ansteckend. Nur 3,6 Prozent aller in Österreich aufgetretenen Infektionen sind aus dem Ausland importiert.

Mathematik ist das eine, das echte Leben das andere. Abseits der Berechnungen ist die Agentur für Gesundheit (Ages) darum den ersten einhundert Coronafällen und weiteren detektivisch nachgegangen. Auch jetzt werden einzelne Infektionsketten (bisher 40 Cluster) bis ins Detail verfolgt. Das Ergebnis der „CSI Corona": Die Ansteckung funktioniert eindeutig von Mensch zu Mensch - also vor allem, wenn diese länger als 15 Minuten im geringen Abstand miteinander zu tun haben.

„Halten Sie mindestens einen Meter Abstand und sprechen sie nicht länger als 15 Minuten miteinander, dann haben Sie kein Problem“, sagt Franz Allerberger, Chef der Ages bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. „Ich fahre jeden Tag mit der U-Bahn und habe keine Angst, solange die Menschen Abstand halten.“ Sein Appell: Wahren Sie Distanz, schütteln Sie keine Hände. Auch Gesundheitsminister Rudi Anschober sagt: „Wie sich die Krankheit verbreitet, liegt also am Verhalten von jedem einzelnen."

„Im Vergleich zu Masern nicht besonders ansteckend"

Die Untersuchung bringt auch Hoffnungsschimmer: Offenbar gibt es einzelne Superspreader, die die Krankheit an viele weitergaben. So untersuchte die Ages etwa die berühmte Ischgl-Infektionskette und kam zum Schluss: Mehr als 500 Personen infizierten sich in der Region Paznaun. Verfolgt man die Infektionsketten weiter, resultieren daraus jedoch nur weitere 38 Ansteckungen (Sekundär- und Tertiärgeneration). Heruntergebrochen auf ein Beispiel: Ein Skifahrer infiziert sich dort (Primärgeneration), gibt es an seine Frau weiter (Sekundärgeneration) und die es wiederum an das gemeinsame Kind (Tertiärgeneration). Allerbergers Schlussfolgerung: „Wir haben hier ein Virus, das im Vergleich zu etwa Masern nicht besonders ansteckend ist. Wenn man sich an die Regeln hält.“ Klar sei nämlich auch: Dort, wo sich viele Menschen eng drängen, kann sich das Virus gut und schnell ausbreiten und wird zu einer großen Gefahr.

Zu einem weiteren Schluss kommt die Ages auch: Das Virus ist nur acht Tage lang ansteckend, auch wenn die Tests lange positiv sind. „Das ist mitunter ein Problem, dass die Tests wochenlang positiv sind und die eigentlich gesunden alten Menschen nicht in die Pflegeeinrichtungen zurückkönnen, weil diese sie aufgrund der positiven Tests nicht nehmen."

Internationale Kooperation

Nicht nur national gibt es Bemühungen, Infektionsketten nachzuverfolgen. Österreich arbeitet weltweit mit Behörden zusammen - europaweit gibt es ein eigenes Meldesystem. Das wurde das erste Mal am 30. Jänner beschickt. „Wenn wir Fälle finden, interessieren uns zwei Sachen: Seit wann hat der Patient Symptome. Von da an werden zwei Tage zurückgerechnet und Kontaktpersonen kontaktiert. Und: 14 Tage vom Krankheitsausbruch zurückgerechnet, wo war die Person“, sagt Bernhard Benka, Leiter der Abteilung für übertragbare Erkrankungen, Krisenmanagement und Seuchenbekämpfung im Gesundheitsministerium. Bisher wurden Passagierlisten von 55 Flügen zurückverfolgt und Daten von 1500 Personen bearbeitet. An die ausländischen Behörden wurden 16.800 Personen gemeldet, 13.300 davon an EU-Länder.

Laut Allerberger sei aber klar: Der Großteil der österreichischen Infektionen wurde in Österreich erworben - nur 3,6 Prozent der Ansteckungen seien ihren Untersuchungen nach im Ausland passiert.

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