Stichprobenstudie

Studie bei Schlüsselberufen: Positive Stichproben in Spitälern und Pflegeheimen

CORONAVIRUS: ZUGANGSKONTROLLEN VOR KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITALS (KFJ)
CORONAVIRUS: ZUGANGSKONTROLLEN VOR KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITALS (KFJ)APA/GEORG HOCHMUTH
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Unter 1161 getesten Personen ohne Symptome wurden bisher sechs positive Fälle gezählt. Supermarkt-Mitarbeiter waren nicht darunter.

Die Regierung hat besonders exponierte Berufsgruppen erstmals schwerpunktmäßig testen lassen. In der Testreihe wurden repräsentative Samples von insgesamt etwa 1500 Personen gewonnen. Mittels PCR-Tests will man vor allem dem Anteil der "asymptomatisch" Infizierten bei Supermarkt-Mitarbeitern, Ärzten und Gesundheits- und Pflegepersonal auf die Spur kommen.

Nun liegen die ersten Ergebnisse für 1161 Stichproben vor, die am Samstag und Montag in Pflegeheimen, Krankenhäusern und Supermärkten gemacht wurden: Unter Personen in Schlüsselberufen waren sechs positiv, das entspricht 0,52 Prozent.

Im Detail: In vier Pflegeheimen wurden 365 Proben genommen, wovon drei positiv waren. Das bedeutet 0,8 Prozent positive Ergebnisse. In drei Krankenhäusern waren drei von 444 Proben positiv, also 0,7 Prozent.
In mehreren Supermärkten - die Tests wurden von den Handelsketten zentral organisiert, wurden bisher 352 Proben genommen. Hier wurden keine positiven Fälle verzeichnet.

Auch am Dienstag und Mittwoch wurden weitere Tests genommen, hier liegen die Ergebnisse noch nicht vor. Über die genaue Methodik und operative Abwicklung hielt sich das Ministerium von Minister Rudolf Anschober (Grüne) aber bedeckt.

Ziel der Testreihe ist es, mehr Wissen über die Dunkelziffer und damit den Anteil der tatsächlich Infizierten in den jeweiligen Bereichen zu bekommen. Das ist wichtig, da es sich um Plätze mit einer hohen Interaktions- und Kontaktdichte handelt.

Welche Konsequenzen die Regierung aus den positiven Ergebnissen ziehen wird, ist noch nicht bekannt. Dass unter Ärzten und Pflegern, die keine Symptome hatten, trotzdem positive Fälle festgestellt wurden, ist jedenfalls nicht unproblematisch, da vor allem in Spitälern und Pflegeheimen immer auch ältere und vorerkrankte Personen sind, die vor einer Ansteckung eigentlich stärker geschützt werden sollten.

Sozialforscherin: Stichprobe nicht repräsentativ

Vor diesem Hintergrund sei es auch richtig und legitim, das Personal schwerpunktmäßig zu testen, sagte die Sozialforscherin Eva Zeglovits. Die Expertin vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) meldete aber Bedenken wegen der Repräsentativität der Stichprobe an.

Denn grundsätzlich bräuchte es Listen aller Beschäftigten in den einzelnen Bereichen, idealerweise mit Informationen wie Alter, Geschlecht, Herkunft etc. "Eine vollständige Liste für die Supermärkte, eine für Gesundheit und eine für Pflege. Dann könnte man eine Zufallsstichprobe daraus ziehen, das wäre sozusagen die methodisch gute Vorgangsweise", führte Zeglovits aus. Schon allein aus Datenschutzgründen sei es aber in der kurzen Zeit schwierig, an solche Listen zu kommen.

Sie vermute daher, dass die Auswahl der Testpersonen nach weniger strengen Regeln und Kriterien erfolgte, die Stichprobe also kein unverzerrter Querschnitt der Grundgesamtheit sein könne. In der empirischen Forschung würde man eine solche Vorgehensweise als "Convenience Sample" bezeichnen.

"Das ist zwar auch interessant", sagte Zeglovits, auf diese Weise ließen sich durchaus Hinweise ableiten. Die gewonnenen Daten hätten aber kaum Aussagekraft hinsichtlich der tatsächlichen Rate an Infizierten in den untersuchten Berufsgruppen. Man könnte auch keine Schwankungsbreiten berechnen, weil die Qualität der Stichprobe das nicht hergeben würde. Sollten die Testergebnisse öffentlich gemacht werden, müsste jedenfalls "genau hinterfragt werden, wie die Zahlen zustande gekommen sind", meinte sie abschließend.

(red./APA)

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