Medizin

Medikament gegen Covid-19: Apeiron beginnt Tests

Mit einem synthetischen Protein gegen das Virus: Die Wiener Firma Apeiron hat die Genehmigung für die Behandlung schwer Covid-19-Kranker.

In zahlreichen Labors weltweit wird derzeit fieberhaft an zwei medizinischen Fronten gegen das Virus Sars-CoV2 geforscht: an der Entwicklung von Impfstoffen und von Medikamenten für bereits Erkrankte. Über einen entscheidenden Schritt in der Entwicklung eines solchen Medikaments berichtet nun das Wiener Biotech-Unternehmen Apeiron. Es hat in Österreich, Deutschland und Dänemark die Genehmigung für eine Phase-II-Studie an 200 schwer an Covid-19 erkrankten Patienten bekommen.

Viren docken an Proteine an

Kandidat ist APN01, eine synthetisch hergestellte, lösliche Variante des ACE2-Proteins, aus dem ein Rezeptor an unseren Zelloberflächen besteht. Dieser dient eigentlich zur Regulierung des Blutdrucks, aber das Virus missbraucht ihn: Es dockt an ihm an. Das Prinzip des Apeiron-Medikaments ist einfach: Wenn man den Viren die APN01-Proteine en masse anbietet, dann hängen sie sich an diese und lassen die Zellen in Ruhe. Dieses Prinzip hat Josef Penninger, namhafter Genetiker aus Oberösterreich und ein Gründer von Apeiron, nach der Sars-Erkrankungswelle 2002/2003 entwickelt. Gleichzeitig soll APN01 schädliche Entzündungsreaktionen in der Lunge reduzieren und so vor akutem Lungenversagen schützen, heißt es in der Apeiron-Aussendung.

Die Behandlung der ersten Patienten solle nun schnell beginnen, sagte Peter Llewellyn-Davies, Vorstandsvorsitzender von Apeiron – und dankte den Behörden, die eine so schnelle Zulassung der Studie möglich machten, sowie der österreichischen Regierung, die sich dafür eingesetzt hat. In Österreich werden Patienten an der Medizinischen Universität Wien, am Kaiser Franz-Josef-Spital, an der Medizinischen Universität Innsbruck und am Universitätsklinikum Salzburg mit APN01 behandelt werden.

Impfen mit „Spikes“ des Virus

Indessen berichten Forscher um Louis Falo an der Pittsburgh University über einen Erfolg in der Entwicklung eines Impfstoffs. Sie haben die soeben die weltweit erste systematisch von Fachkollegen geprüfte („peer-reviewed“) Publikation zu diesem Thema veröffentlicht. Sie berichten in „EBioMedicine“ über einen Impfstoff, der im Grunde aus dem „Spike-Protein“ besteht, der dem Coronavirus sein typisches Aussehen beschert und mit dem das Virus an den oben erwähnten ACE2-Rezeptoren andockt. Dieses Protein soll – wie bei Impfungen üblich – pars pro toto eine Immunantwort auslösen, mit der sich der Körper später gegen das ganze Virus wehren kann. Verabreicht wird es über eine Art Pflaster mit Hunderten winzigen Nadeln direkt in die Haut, wo die Immunabwehr am stärksten ist. Diese Impfung sei fast schmerzlos, sagt Louis Falo. Die Erzeugung des Proteins in Zellkulturen und seine Reinigung könne genauso in industriellem Maßstab erfolgen wie die Produktion der Pflaster mit den Mikronadeln. Erfolgreich getestet wurde diese Methode an Mäusen: Sie entwickelten binnen zwei Wochen nach der Impfung Antikörper gegen Sars-CoV2.

Dass die Entwicklung bisher so schnell gegangen ist, liegt daran, dass die Pittsburgher Gruppe Erfahrungen mit den ähnlichen Coronaviren Sars-CoV (das 2003 bedrohlich aktiv war) und Mers-CoV (2012) hat. Die Forscher hoffen, bereits in den nächsten Monaten mit klinischen Tests an Freiwilligen beginnen zu können. (APA/tk)

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