Fahrbericht

Seat Mii electric: Begehrt wie Klopapier in der Coronakrise

Der Seat Mii vor dem Schloss Schönbrunn, wie man es nicht kennt: ohne Menschen.
Der Seat Mii vor dem Schloss Schönbrunn, wie man es nicht kennt: ohne Menschen.(c) Norbert Rief
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Das erste Elektroauto von Seat ist ein Musterbeispiel dafür, wie ein E-Auto sein soll: Klein, günstig und im Verbrauch sparsam. Das macht ihn bei den Österreichern so begehrt, wie Klopapier in der Coronakrise.

Wir sind im Motorteil der „Presse“ ja insgesamt recht pragmatisch und allen Arten der Mobilität gegenüber unvoreingenommen. Deshalb stellen wir uns auch beim Elektroauto die Sinnfrage: Was will das E-Auto? Wozu ist es gut?

Wenn wir beispielsweise in die Tiroler Berge fahren, dann machen wir das am liebsten mit einem Auto mit Dieselmotor, der sein Ad-Blue vorschriftsmäßig verbrennt und so die Umwelt weniger belastet, als ein Zweitakt-Rasenmäher.

Geringer Verbrauch

Wir sind auch schon einmal mit einem der neuen, modernen E-Autos in die Berge gefahren. Nicht die Zwangspausen in Salzburg und Innsbruck störten uns, sondern der Verbrauch: 25 bis 30 kWh hat unser Elektro-SUV auf 100 Kilometer benötigt. Das ist umgerechnet auf einen Verbrenner nicht viel – etwa drei Liter Diesel. Wenn wir aber den durchschnittlichen Stromverbrauch eines Einfamilienhauses mit vier Personen als Vergleich hernehmen, dann – wow: Mit dem, was dieses Auto auf 100 Kilometer „frisst“, kann man die Familie zwei Tage lang mit Strom versorgen.

Deshalb ist ein Elektroauto nur als Pendlerfahrzeug wirklich sinnvoll – auf kurzen Strecken mit niedrigen Geschwindigkeiten und daraus resultierend entsprechend geringem Stromverbrauch. Und damit sind wir beim Seat Mii – ein Musterbeispiel dafür, wie ein Elektroauto sein soll: klein, (relativ) leicht, sparsam und (relativ) günstig in der Anschaffung.

Spartanische Innenausstattung
Spartanische Innenausstattung

Der Mii ist gerade einmal 3,56 Meter lang und 1,65 Meter breit. Der Testfahrer war weder klein, noch leicht. Platzprobleme hatten wir im Mii aber nie (hinter dem Fahrersitz blieb allerdings nicht viel Beinfreiheit) – vor allem nicht bei der Parkplatzsuche. Selbst in Wiens achtem Bezirk, in dem man sonst tagelang einen Parkplatz sucht, findet man binnen Minuten eine Lücke für den Mii.

Besonders erfreulich war in unserem Test der Verbrauch: 11,5 kWh auf 100 Kilometer (bei kaum genutzter Heizung und meist im Eco-Fahrmodus) – das ist unschlagbar wenig. Die 36,8 kWh große Batterie würde also theoretisch für mehr als 300 Kilometer Reichweite genügen. Braucht man nicht, weil der Großteil der heimischen Pendler pro Tag weniger als 30 Kilometer fährt.

Und noch etwas Erfreuliches: Der spartanisch ausgestattete Mii kostet 20.990 Euro (ohne Förderung) – theoretisch. Denn der Elektro-Seat ist so begehrt, wie Klopapier in der Coronakrise: Er ist für heuer ausverkauft. Wer einen will, muss Restbestände suchen und entsprechend schnell sein, wenn die Händler irgendwann wieder aufsperren.

Compliance-Hinweis: Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2020)

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